Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig/Sara Goller scheiterten im Viertelfinale an den Weltmeisterinnen. Herren-Duo im Halbfinale

London. Es war kurz vor Mitternacht, als Laura Ludwig ihre Bilanz der Olympischen Spiele zog. Sie und ihre Partnerin Sara Goller hätten eine tolle Zeit gehabt in London, sie hätten gute Leistungen gezeigt, die Stimmung im Stadion sei großartig gewesen, und der fünfte Platz beim Beachvolleyballturnier sei ein besseres Resultat als der neunte vor vier Jahren in Peking. Damit könne man zufrieden sein. "Und jetzt lasst uns Party machen!"

Ludwig, 26, versuchte unbeschwert zu klingen, aber ihr trauriger Blick verriet, dass sie sich jetzt nicht ins Nachtleben stürzen würde, das rund um das Stadion auf dem Horse-Guards-Parade-Platz gerade begann. Sie erzählte vielmehr davon, dass gerade ein großer Traum geplatzt war: der von einer olympischen Medaille. Mit 10:21, 19:21 hatten die Hamburgerinnen gegen die Weltmeisterinnen Juliana Silva/Larissa Franca aus Brasilien verloren und dabei viel zu spät zu den Stärken gefunden, die sie zuvor in dieses Viertelfinale getragen hatten. Vor allem Goller, 28, wollte an diesem späten Sonntagabend nichts gelingen: Fünf ihrer zehn Aufgaben waren fehlerhaft, nur elf ihrer 38 Angriffsschläge führten zum Erfolg. Die Quoten wären noch zu verkraften gewesen, hätte Goller nicht auch noch in der Ballannahme schwer zu kämpfen gehabt. Die Brasilianerinnen erkannten diese Schwäche früh und spielten fortan nur noch Goller an. Die entschuldigte sich hinterher für ihre Darbietung: "Egal, was ich versucht habe, es ist schiefgegangen. Zwischendurch bin ich fast ein bisschen verzweifelt." Die Flutlichtverhältnisse hätten ihr doch sehr zu schaffen gemacht, sie habe große Probleme mit der Orientierung gehabt. Gerade noch rechtzeitig schien sie sie gegen Ende des zweiten Satzes gefunden zu haben. Goller/Ludwig drehten einen 13:18-Rückstand in eine 19:18-Führung, die 15 000 Zuschauer tobten. Aber Juliana/Larissa schlugen eiskalt zurück.

Es ist müßig zu spekulieren, ob es Goller/Ludwig nach dem ursprünglichen Spielplan besser ergangen wäre. Die Organisatoren hatten die Partie spät am Vorabend von 18 auf 23 Uhr verlegt. Das war offensichtlich den Interessen des US-Fernsehens geschuldet, das seine einheimischen Spielerinnen zur besten Sendezeit ins Livebild setzen wollte und den Zeitplan umwarf. "Das war schon eine kleine Frechheit vonseiten der Organisatoren", sagte Ludwig. Sie selbst spiele allerdings gern bei Nacht, was ihrer Leistung durchaus anzumerken war. Ihre spektakulären Angriffsbagger und taktischen Aufschläge im zweiten Satz reichten allerdings nicht, um die Topfavoritinnen so ins Wanken zu bringen, wie es ihr und Goller noch im Juni beim Weltserienturnier in Rom gelungen war.

Damals allerdings war Goller im Vollbesitz ihrer Kräfte. Was kaum jemand wusste: In London war sie es nicht. Beim Krafttraining im olympischen Dorf hatte sie sich eine schmerzhafte Verletzung im linken Oberschenkel zugezogen. Goller musste Trainingseinheiten auslassen und konnte nur unter Schmerztabletten auflaufen. "Am Sonnabend hätte Sara nicht spielen können", verriet der Hamburger Teammanager Olaf Kortmann.

Goller selbst ließ ihr Missgeschick unerwähnt, weil sie keine Ausflüchte suchen wollte, und ging stattdessen mit ihrer Leistung ins Gericht. Später ließ sie sich zwei Betäubungsspritzen gegen die Schmerzen setzen. Eine Kernspintomografie soll noch die Ursache der Beschwerden ans Licht bringen.

Ob und wie es für das Hamburger Duo weitergeht, müsse nach der Saison noch besprochen werden. Dass sich die Wege der zweimaligen Europameisterinnen nach neun Jahren trennen könnten, darüber wird in der Szene bereits seit Längerem diskutiert. Fest steht bislang nur eins: 2013 will Sara Goller heiraten.

Bei den Herren schafften gestern am späten Abend die Europameister Julius Brink/Jonas Reckermann den Einzug ins Halbfinale. Die Berliner greifen nach der ersten deutschen Beachvolleyball-Medaille seit zwölf Jahren. Das Duo setzte sich nach einem starken Auftritt im Viertelfinale mit 2:0 (21:15, 21:19) gegen Ricardo Santos/Pedro Cunha (Brasilien) durch und ist seit fünf Spielen ungeschlagen.