Im Fernduell mit Serbien hofft das DVV-Team auf Russland

London. Die erlösende Nachricht erreichte die deutschen Volleyballer um kurz vor ein Uhr nachts. Serbien, der direkte Konkurrent im Kampf um den Einzug ins olympische Viertelfinale, hatte nach dramatischem Spiel 2:3 gegen den Weltranglistenersten Brasilien verloren. Das DVV-Team blieb somit vor dem abschließenden Gruppenspiel (heute, 23 Uhr) gegen Brasilien Vierter. "Wir haben ganz schön mitgezittert", sagte Teammanager Ralph Bergmann am Sonntagmorgen nach einer kurzen Nacht, die der Wirbel um Georg Grozer noch ein bisschen unruhiger gestaltet hatte. Die Meldungen über eine angebliche Rücktrittsdrohung des besten deutschen Volleyballers traten angesichts der guten Aussichten auf den Viertelfinaleinzug allerdings in den Hintergrund. Nach der Niederlage der Serben hat Deutschland sein Schicksal in Gruppe B in eigener Hand, eine einfache Aufgabe sieht jedoch anders aus.

Der vierte Platz ist bei einer klaren Niederlage gegen Weltmeister Brasilien nur dann sicher, wenn Serbien zuvor gegen Russland nicht punktet. "Ich hoffe nicht, dass es zur Manipulation kommt wie im Badminton", unkte Mittelblocker Max Günthör. Das ausgeklügelte System macht die Sache kompliziert: Bei einer 2:3-Niederlage erhält der Verlierer einen Zähler. Sollten die mit Deutschland punktgleichen Serben gegen die schon für die Runde der besten acht qualifizierten Russen knapp verlieren, müsste das DVV-Team gegen Brasilien nachziehen und ebenfalls mindestens zwei Sätze gewinnen. Bei einem Erfolg der Serben würden die Deutschen unter Siegzwang stehen. Ein 3:0 oder 3:1 gegen Brasilien würde ganz sicher reichen, um als zweite deutsche Mannschaft nach der DDR in München 1972 eine K.-o.-Runde bei Olympischen Spielen zu erreichen. "Aber gegen Brasilen schüttelt man das nicht eben so aus dem Ärmel", sagte Günthör.

Bundestrainer Vital Heynen glaubt aber nicht an eine mögliche Manipulation. "Ich habe nicht so große Sorgen. Das machen die nicht, die wären dumm. Aber Serbien kann Russland trotzdem schlagen", sagte Heynen. "Das Gute ist, dass wir das letzte Spiel in der Vorrunde haben. Wir wissen dann, was zu tun ist." Das Turnier bezeichnete Heynen schon vor dem Brasilien-Spiel als "gelungen. Ich habe vorher gelesen, dass wir die Olympiatouristen der deutschen Mannschaft sind. Wenn eine Gruppe Touristen hier das Viertelfinale erreicht, ist das nicht so schlecht."

Deshalb gab er den Spielern bis zum Training am Sonntagabend frei, Grozer und Co. schauten als, nun ja, Olympiatouristen beim Beachvolleyball zu. Grozer nutzte die Gelegenheit, um Berichte über eine angebliche Rücktrittsdrohung zurückzuweisen. "Ich habe nie mit Rücktritt gedroht, ich spiele mit Herz für Deutschland, das ist für mich eine große Ehre. Aber es sind auch andere Faktoren wichtig", sagte er. Der 27-Jährige fühlt sich von Anti-Doping-Vorschriften gegängelt. Zudem kritisierte er, dass deutsche Profis, die im Ausland spielen, während ihrer Zeit beim DVV nicht versichert seien.