David Cameron ist bei den Olympischen Spielen zur unerwünschten Person geworden. Die britische Öffentlichkeit hat ihren Premierminister als Medaillenkiller entlarvt. Egal, welche Sportveranstaltung Cameron in letzter Zeit besucht hat, immer endete es für die Gastgeber mit einer Enttäuschung. Der Fluch begann beim Wimbledonfinale, das Andy Murray gegen den Schweizer Roger Federer verlor. Dann wurden im olympischen Straßenradrennen die hoch gewetteten Bradley Wiggins und Mark Cavendish vorzeitig abgehängt. Wassersprunghoffnung Thomas Daley stürzte unter Camerons Augen jäh auf Platz vier ab. Und Judoka Gemma Gibbons' Siegeszug endete abrupt im Finale, kaum dass der Regierungschef auf der Tribüne Platz genommen hatte.

Am Mittwoch musste Cameron wegen einer Dienstreise eine Olympia-Auszeit nehmen. Und siehe da: Die Medaillen sprudelten nur so für "Team GB". Der Boulevard hat Cameron daher dringend ersucht, einen Bogen um den Olympic Park zu machen.

Dass der Premier ihm diesen Gefallen erweist, ist unwahrscheinlich. Die Gelegenheit, sich im olympischen Glanz zu sonnen, lässt sich kein Politiker freiwillig entgehen. Boris Johnson schon gar nicht. Londons Bürgermeister schwebte jüngst an einem Hochseil hängend durch den Victoria Park und wedelte dabei mit zwei britischen Fähnchen. Das sah ausgesprochen affig aus, brachte aber den gewünschten Effekt: Johnsons Bild landete großformatig in den Zeitungen.

In Meinungsumfragen liegt der Konservative dank solcher Aktionen klar vor Parteifreund Cameron. Der hat aber versprochen, sich nicht hängen zu lassen. Begründung: Für jeden anderen Politiker als Johnson würde das im Desaster enden.