London. Markus Deibler hielt die Ergebnisliste in den Händen und vertiefte sich in die Zahlen. 29,55 Sekunden auf der abschließenden Freistilbahn, "das geht natürlich gar nicht". Er habe aber einfach nicht mehr gekonnt, gestand der 22-Jährige vom Hamburger Schwimm-Club. 1:59,10 Minuten ergaben sich für ihn in der Addition der vier Lagen über 200 Meter. Er war damit zum dritten Mal binnen 36 Stunden unter zwei Minuten geblieben, und auch wenn er dreimal knapp seinen deutschen Rekord (1:57,82) verpasst hatte, so konnte Deibler doch ein positives Fazit seines achten Platzes im olympischen Finale ziehen: "Vor einem Jahr hätte ich das niemals draufgehabt."

Dass Deibler überhaupt im Finale stand, hatte er Chad le Clos zu verdanken. Der südafrikanische Olympiasieger über 200 Meter Schmetterling hatte am Vorabend auf einen Start verzichtet, weshalb Deibler als Neunter des Halbfinales nachrücken konnte. So wurde er Nebendarsteller eines historischen Ereignisses: US-Superstar Michael Phelps gelang in 1:54,27 als erstem Schwimmer der dritte Olympiasieg auf einer Strecke - und der 16. insgesamt.

Deiblers Bruder Steffen, 25, machte es wenig später noch besser. In persönlicher Bestzeit von 51,76 Sekunden schwamm er als Sechster des Halbfinales über 100 Meter Schmetterling in das heutige Finale (20.38 Uhr). "Ich bin unglaublich erleichtert", sagte er, "ich habe alles in dieses Rennen reingehauen. Das hat Riesenspaß gemacht." Nur Phelps (50,86) konnte den Hamburger auf den letzten Zügen des ersten Halbfinalrennens noch abfangen. Der deutsche Rekordhalter Benjamin Starke war in 52,40 als 14. chancenlos.

Steffen Deibler hatte bereits im Vorlauf am Morgen seine persönliche Bestzeit in 51,92 um acht Hundertstelsekunden unterboten. Sollte sich die deutsche Lagenstaffel heute um 12.49 Uhr im Vorlauf, auf den Markus verzichtet, qualifizieren, könnten die Brüder morgen Abend gemeinsam ein olympisches Finale bestreiten - die Erfüllung eines Lebenstraums.