Dramatisches 3:2 gegen Serbien lässt Viertelfinalchancen steigen

London. Georg Grozer blickte hinauf auf die Tribüne zu seiner Frau Violetta und atmete tief durch. "Ich musste gut spielen", sagte der überragende Mann nach dem dramatischen 3:2 (22:25, 27:29, 25:18, 25:20, 20:18) der Volleyballer gegen Europameister Serbien, "sonst hätte ich zu Hause einen Arschtritt bekommen." Stattdessen bekam Grozer einen Klaps auf die Schulter von Bundestrainer Vital Heynen.

Dank Grozer und einer äußerst couragierten Mannschaftsleistung dürfen die Volleyballer in London weiter vom Viertelfinale träumen. Ein weiterer Sieg in den verbleibenden Spielen gegen den Außenseiter Tunesien morgen (10.30 Uhr) und den Weltranglistenersten aus Brasilien (Mo, 23 Uhr) könnte reichen. "Wir müssen aufpassen, Tunesien ist eine starke Mannschaft", sagte Grozer. Wenn der "Hammer-Schorsch" aber wieder so zuschlägt, dürfte der achtmalige Afrikameister chancenlos sein.

Unterstützt von seiner Frau, dem Schwager und dem besten Freund erzielte Grozer gegen Serbien fast unglaubliche 39 Punkte. Und das, nachdem der 27-Jährige bei den 0:3-Niederlagen gegen Russland und Olympiasieger USA noch große Probleme gehabt hatte. "Ich habe den Rhythmus jetzt gefunden und hoffe, dass es so bleibt", sagte Grozer, der aber betonte: "Ich kann nur so viele Punkte machen, wenn auch die Mannschaft funktioniert."

Schon die ersten beiden Sätze hätte Deutschland nach nervösem Start gewinnen können, im zweiten Durchgang vergaben Grozer und Co. vier Satzbälle. Doch als einige der vielen deutschen Fans im mit 14 000 Zuschauern fast gefüllten Earls Court die Hoffnung bereits aufgegeben hatten, zeigte Deutschland Moral. Satz drei holte Grozer im ersten Versuch. Im Tiebreak wehrte das DVV-Team einen Matchball der Serben ab und nutzte seinen fünften. "Darauf habe ich gewartet, dass die Mannschaft endlich wieder Spaß hat, besser spielt und richtig kämpft", sagte Grozer.

Heynen, der hinter ihm stand, klopfte ihm auf die linke Schulter. "Das ist richtig, Georg, ihr habt gekämpft", sagte der Coach. Allzu viel Lob wollte er dem Zweimetermann nicht zollen. "Für irgendwas hat man seinen Diagonalangreifer", sagte er, fügte aber an: "Ich weiß, dass Georg Spiele entscheiden kann." Dabei musste der passionierte Langschläfer am Donnerstag schon um 6 Uhr in der Früh raus, "zu zeitig", wie er fand. Die Begegnung mit Tunesien findet erneut um 10.30 Uhr deutscher Zeit statt.

Für den zweiten Einzug in die olympische K.-o.-Runde nach Silber der DDR 1972 "müssen wir Tunesien 3:0, 3:1 schlagen", sagte Heynen. Nur dann gibt es die maximal möglichen drei Punkte, das 3:2 gegen Serbien brachte lediglich zwei Zähler. Außerdem müssen Grozer und Co. hoffen, dass die anderen Mannschaften mitspielen und etwa der Weltranglistenzweite Russland die Serben schlägt.