Maik Petzold ist derzeit die deutsche Nummer eins. Der Sportsoldat will das am Wochenende vor Zigtausenden Fans in der Innenstadt beweisen.

Hamburg. Noch vor einem Jahr stand Maik Petzold mit sich und seinem Sport auf Kriegsfuß. Der Sportsoldat aus Bautzen hatte die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking verpasst, im Nachhinein eine heilsame Erfahrung, wie der 31-Jährige heute meint. "Ich war eine Art Genusstriathlet", erzählt Petzold, "habe mit relativ geringem Aufwand gute Ergebnisse erzielt. Zum ganz großen Erfolg hat es allerdings nie gereicht."

Als Nationalmannschaftskollege Jan Frodeno (Saarbrücken) dann in China zum Triumphator wurde, dämmerte dem Lausitzer, dass er etwas ändern müsse. Auch die Erfahrungen bei einem achtwöchigen Feldwebel-Lehrgang in Sonthofen hätten zu seinem Umdenken beigetragen. "Wir sind da mit zig Kilo Gepäck in dicken Boots herummarschiert", berichtet der leidenschaftliche Felskletterer. Er habe in dieser Zeit viel nachgedacht und erkannt, dass er einfach noch mehr tun müsse.

Petzold wechselte den Trainer, bereitete sich seit Dezember konsequent auf die Saison vor und sieht jetzt die Resultate. Am Sonntag könnte er mit einem Erfolg in der Hamburger Innenstadt die Führung in der insgesamt mit zwei Millionen US-Dollar dotierten neuen Weltmeisterschaftsserie übernehmen. Nach vier von insgesamt acht Stationen belegt der Australien-Fan den vierten Rang. Da mit Alistiar Brownlee (Großbritannien), Javier Gomez (Spanien) und Laurent Vidal (Frankreich) die ersten drei auf einen Start verzichten, ist der Weg nach oben frei.

"Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht", sagt Petzold, der wie Ex-Weltmeister Daniel Unger (Bad Saulgau) in den vergangenen beiden Jahren den deutschen Heimvorteil in und an der Alster nutzen will. "Hamburg ist die fantastischste Veranstaltung, die ich kenne." Auch in diesem Jahr werden die Triathlon-Fans in Massen in die Innenstadt strömen, über 270 000 Zuschauer waren im vergangenen Jahr dabei. Petzolds beste Platzierung in der Hansestadt war bislang ein fünfter Rang im Jahr 2005. Meist scheiterte eine besseres Abschneiden an der Kondition. "Bisher war der zweite Teil der Laufstrecke mein größtes Problem. Jetzt komme ich immerhin bis Kilometer acht", scherzt Petzold. Insgesamt muss er auf der olympischen Distanz zehn Kilometer zu Fuß zurücklegen. Zuvor sind 1,5 Kilometer schwimmend und 40 auf dem Rad zu bewältigen.

Während der Mann mit der Schwäche für schnelle Autos in diesem Jahr quasi vom Schützengraben an die Weltspitze geeilt und daher nicht überraschend bester Laune ist, plagen die anderen deutschen Triathlon-Helden noch die Nachwehen der Olympiasaison. Auch Frodeno und Unger hoffen wie Vorjahressiegerin Ricarda Lisk (Waiblingen) oder Anja Dittmer (Neubrandenburg) bei den am Sonnabend startenden Frauen in Hamburg an zurückliegende Erfolge anknüpfen zu können. "Bislang hat Maik für uns in diesem Jahr die Kohlen aus dem Feuer geholt", sagt Unger. "Jetzt müssen wir auch mal wieder etwas reißen."

Die Voraussetzungen dafür scheinen zu stimmen. Zumindest bei der WM-Etappe der Männer soll es trocken bleiben. Wolfgang Werner, Geschäftsführer von Hamburg Wasser, versprach zudem, trotz der zuletzt starken Niederschläge für gute Bedingungen in der Alster zu sorgen. "Wir werden mit den Elementen kämpfen, aber sie in Schach halten", so Werner. Seine Konkurrenten in Schach zu halten plant auch Maik Petzold. Er werde mit der Startnummer eins ins Rennen gehen und versuchen, dieser Zahl gerecht zu werden, sagt der deutsche Meister von 2003: "Ich fühle mich in der Rolle des Gejagten wohl, denn das bedeutet, dass man vorne ist."