Die olympischen Ambitionen der verschiedenen Länder lassen sich auch an den Niederlassungen ablesen, die sie sich für zwei Wochen genehmigen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich gewohntermaßen keine Blöße gegeben und vorübergehend ein 2000 Quadratmeter großes Quartier im Museum of London Docklands im Osten der Stadt bezogen, einem mehr als 200 Jahre alten, denkmalgeschützten Backsteingebäude. Von der Fassade ist im Moment allerdings nicht viel zu sehen, weil im ersten Obergeschoss eigens eine hölzerne Terrasse angebaut wurde, auf der sich allabendlich Prominente auf weißen Sofas fläzen.

Im Deutschen Haus kommen jeden Abend Gäste, Sponsoren und Athleten ins Gespräch. Nur ein Kai weiter nördlich liegt die MS "Deutschland". Auch auf dem Kreuzfahrt-"Traumschiff" kommen jeden Abend Gäste, Sponsoren und Athleten ins Gespräch. Die Berliner haben auf Deck 9 einen separaten Champions Club für die Sportler aus der Hauptstadt eingerichtet.

Die Niederlande haben der sportlichen Tradition des Gastgeberlandes Ehre erwiesen und das Alexandra Palace für ihr "Holland House" ausgewählt. Hier findet alljährlich die Weltmeisterschaft im Dart statt, einem Sport, der sich auch in Kneipen großer Beliebtheit erfreut, aus unerfindlichen Gründen aber nicht olympisch ist.

Auf den Britischen Inseln bilden Sport und Pub ohnehin keine Gegensätze. Nicht von ungefähr haben die Iren in der Nähe des Bahnhofs King's Cross für die Zeit der Spiele eine Kneipe namens Big Chill zum offiziellen "Irish House" umgewidmet. Man kann sich einen irischen Olympiasieger in diesem Ambiente nur schwer vorstellen. Aber die irische Hockeyschiedsrichterin im Taxi kann sich nur schwer einen irischen Olympiasieger vorstellen. Beruhigend.

Neuerdings ist das Deutsche Haus keine geschlossene Veranstaltung mehr. Wer möchte, kann sich auf einem vorgelagerten Areal beim offiziellen Fan-Fest einfinden und Olympia schauen. So nahe wie hier kommt man Medaillengewinnern sonst nirgendwo in London.