Weltmeister Jung schwächelt - doch die deutschen Vielseitigkeitsreiter führen nach der Dressur

London. Welt- und Europameister Michael Jung (Horb) ist seinem Traum vom goldenen Geburtstag einen Schritt nähergekommen - aber nur dank tatkräftiger Unterstützung seiner Teamkollegen in der Vielseitigkeit. Jung, der am morgigen Tag der Entscheidung 30 Jahre alt wird, liegt mit der favorisierten deutschen Equipe nach der Dressur vorn. Bereits vor vier Jahren holten die Buschreiter in Hongkong Mannschaftsgold.

Trotz der konstanten Auftritte hat Deutschland in der Teamwertung nur ein kleines Polster. Mit 119,10 Punkten führen Jung (40,60 Minuspunkte), Sandra Auffarth (Ganderkesee/40,00), Ingrid Klimke (Münster/39,30), Dirk Schrade (Sprockhövel/39,80) und Peter Thomsen (Lindewitt/58,50) vor Australien (122,10) und Großbritannien (127,00). Nur die drei besten Ergebnisse zählen für die Teamwertung.

Unter den Augen von Prinzgemahl Philip, Ehemann von Queen Elizabeth II., leistete sich der Favorit Jung bei seiner Prüfung zwar nur kleinere Patzer, doch teilweise zweifelhafte Jurywertungen verhinderten eine bessere Punktzahl. Er sei "etwas enttäuscht", sagte der Schwabe: "Aber das ist noch keine Katastrophe." Er wolle bei dem heutigen Geländeritt auf Sam "voll angreifen". Als Elfter musste er in der Einzelwertung zunächst anderen den Vortritt lassen. Es führt überraschend der Japaner Yoshiaki Oiwa (38,10) vor dem Italiener Stefano Brecciaroli (38,50) und dem Australier Mark Todd (39,10). Klimke liegt als beste Deutsche auf Rang vier, ihr Hannoveraner Butts Abraxxsas gilt aber nicht als das beste Springpferd. Auch die Olympianeulinge Schrade auf King Artus als Sechster und Auffarth auf Opgun Louvo als Siebte boten Spitzenleistungen.

Das Olympiadebüt von Zara Phillips, der ältesten Enkelin von Queen Elizabeth und Tochter von Prinzessin Anne, verlief durchwachsen. Mit einem königlichen Bonus brachte es die Nummer 13 der britischen Thronfolge im Sattel von High Kingdom dennoch auf 46,10 Minuspunkte - Platz 24. "Jetzt geht es endlich raus. Mein Pferd war von der Dressur wirklich gelangweilt. Er hat auch ein paar Fehler gemacht und muss eben noch ein bisschen lernen", sagte sie. Die erhoffte Einzelmedaille dürfte sie aber kaum holen.

Für Jung hat Bundestrainer Hans Melzer die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Selbst Gold traut er ihm noch zu. "Das Teamergebnis ist herausragend. Und für die Einzelwertung liegt Michael Jung umgerechnet nur vier, fünf Sekunden hinter den Führenden zurück", sagte Melzer. Heute müssen die Reiter mit ihren Pferden einen 5728 Meter langen Geländeritt mit 28 Hindernissen durchqueren. Dabei werden die Abstände voraussichtlich so groß sein, dass noch Punkte gutzumachen sind. Morgen findet das abschließende Springen statt.