WM-Dritte Tarangul enttäuscht. Bischof und Tölzer nun im Fokus

London. Romy Tarangul schlug wütend mit der Faust auf die Matte und schüttelte den Kopf. Bereits nach der zweiten Runde war der Traum von einer Olympiamedaille für Deutschlands Judo-Hoffnung ausgeträumt. Wie bei der WM im Vorjahr blieb die 24-Jährige aus Frankfurt/Oder unter ihren Möglichkeiten. Die ersten Goldmedaillen waren zuvor im Extraleichtgewicht an Arsen Galstjan aus Russland und Sarah Menezes aus Brasilien gegangen.

"Ich bin sehr traurig. Ich konnte nicht mein bestes Judo zeigen, daher ist es sehr hart, so auszuscheiden", sagte Tarangul nach ihrer bitteren Pleite in der Klasse bis 52 kg gegen die Italienerin Rosalba Forciniti, die später Bronze gewann. Im Duell mit der Vizeeuropameisterin von 2010 handelte sich Tarangul zwei Bestrafungen ein, dies ergab eine kleine Wertung für Forciniti. Es blieb die Einzige im gesamten Duell. "Ich mag es anzugreifen, aggressiv zu sein. Aber für diese Gegnerin hatte ich kein Rezept", sagte Tarangul, die ausschied, ohne eine sportliche Wertung geschafft oder zugelassen zu haben: Schon ihr Auftaktkampf gegen die Russin Natalia Kusjutina hatte nach regulärer Kampfzeit und Golden Score punktlos geendet, die Mattenrichter erklärten Tarangul zur Siegerin.

Im ersten Frust ließ Tarangul, die 2009 WM-Bronze gewonnen hatte, ihre sportliche Zukunft offen: "Vielleicht kämpfe ich in Rio 2016. Ich weiß es nicht, muss Abstand gewinnen und darüber nachdenken." Gold gewann die Nordkoreanerin An Kum Ae, die im Finale die Kubanerin Yanet Bermoy in der Verlängerung durch Golden Score besiegte. Bei den Männern (bis 66 kg) sicherte sich Lascha Schawdatuaschwili aus Georgien die Goldmedaille.

Am Sonnabend war bereits Tobias Englmaier (Großhadern/60 kg) bei seinem Olympiadebüt in der ersten Runde gescheitert. Nachdem der 24-Jährige dem Armenier Howhannes Dawtjan durch eine große Wertung (Ippon) kurz vor Ende der regulären Kampfzeit unterlag, übte Präsident Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund (DJB) Kritik an den deutschen Athleten: "Das ist zu wenig. Da kann man nicht zufrieden sein." Frese ärgerte besonders, dass Tarangul nicht von der unerwarteten Niederlage der japanischen Favoritin Misato Nakamura profitieren konnte. "Alle Favoriten fliegen raus, und wir schlagen uns selber. Dass man die Chance so aus der Hand gibt, das tut weh", sagte Frese, der seine Medaillenhoffnungen nun auf die Routiniers Ole Bischof und Andreas Tölzer konzentrieren muss.

Als außergewöhnlich durfte die Bronzemedaille für Eva Csernoviczki bezeichnet werden. So hatte die Ungarin im Leichtgewichts-Viertelfinale nach einem Würgegriff ihrer Gegnerin Charline van Snick aus Belgien kurzzeitig das Bewusstsein verloren, sich später aber über die Trostrunde die Bronzemedaille sichern können - ebenso wie "Würgerin" van Snick.