Der Rekordweltmeister will in der Formel-1-Sommerpause nach dem Großen Preis von Ungarn mit Mercedes verhandeln - und Olympia im Fernsehen schauen

Budapest. Michael Schumacher trägt zwar schon Bermudashorts, reif für den Urlaub ist der Formel-1-Rekordweltmeister aber nicht. "Brauch ich ihn dringend? Nee, nicht unbedingt", sagte der 43-Jährige in Budapest. In Ungarn startet Schumacher am Sonntag (14 Uhr, RTL und Sky) zum letzten Grand Prix vor der offiziellen Sommerpause des Formel-1-Zirkus.

Der Altmeister will die rennfreie Zeit nutzen, um mit Mercedes "hoffentlich zielführende Gespräche" zu führen, wie Motorsportchef Norbert Haug am Freitag ankündigte. Ob Schumacher nach seiner dritten Saison bei den Silberpfeilen weitermacht oder nicht, ist noch offen - obwohl die Kaffeesatzleser der Formel 1 für beide Alternativen Argumente gesammelt haben.

Auf der Piste machte Schumacher im freien Training am Freitag keine glückliche Figur. Nachdem es heftig geregnet hatte, kam er eine halbe Stunde vor Trainingsende mit seinem Mercedes-Silberpfeil von der Strecke ab und rutschte in einen Reifenstapel. Wie vor einer Woche auf dem Hockenheimring endete das Training damit für ihn vorzeitig, sein Wagen musste repariert werden. "Die Reifen haben blockiert", sagte Schumacher. "Ich konnte das Auto einfach nicht mehr stoppen." Der Wiederholungstäter grübelte nach dem neuerlichen Crash: "Es ist ein bisschen merkwürdig. Aber du musst es abhaken und vergessen."

Außer dem Frontflügel registrierten die Mechaniker allerdings keine größeren Schäden am Auto mit der Startnummer 7. So blieb am Ende die zehntbeste Zeit für Schumacher stehen, gerade mal vier Tausendstelsekunden vor seinem Silberpfeil-Partner Nico Rosberg. Weltmeister Sebastian Vettel fuhr ähnlich diskret, ihn trennten auf Platz acht 0,829 Sekunden vom Schnellsten. Der hieß in beiden Trainingseinheiten Lewis Hamilton auf McLaren-Mercedes, vor seinem Teamkollegen Jenson Button und dem wie immer schnellen WM-Tabellenführer Fernando Alonso im Ferrari.

Nach dem Rennen am Sonntag in Budapest ruhen die Motoren den ganzen August hindurch. Erst am 2. September wird beim Großen Preis von Belgien wieder gefahren. Für einen Zeitraum von zwei Wochen darf überhaupt nicht an den Autos gearbeitet werden. Die Sommerpause ist Teil der Kostenreduzierungsmaßnahmen in der Formel 1. Damit kann Schumacher ausgeruht seinen 300. Grand Prix auf seiner Lieblingsstrecke in Spa-Francorchamps in Angriff nehmen.

Es werde ein schöner Urlaub, "den wir als Familie genießen werden", kündigte Schumacher an. Wohin es geht, behielt der wie immer um seine Privatsphäre bedachte Kerpener aber für sich.

Ganz ohne Sport geht es natürlich nicht für Schumacher. Die Olympischen Spiele will er sich auf jeden Fall im Fernsehen anschauen. Den deutschen Volleyball-Männern hat der populäre Rennfahrer schon mal moralische Unterstützung zukommen lassen. In einem Brief an die Mannschaft schrieb Schumacher, dass er leider selbst nie an Spielen teilnehmen konnte, aber hoffe, dass sich die Volleyballer ihren Traum erfüllen können

Eine olympische Medaille hat Schumacher neben seinen 91 Formel-1-Siegen und sieben WM-Titeln nie gewonnen. Autorennen dürfte als olympische Disziplin niemals eine Chance haben. "Sicherlich wäre das auch eine schöne Sache", meinte Schumacher. "Aber ich bin damit aufgewachsen, dass sie nicht olympisch ist, insofern fehlt mir auch nichts."

Was definitiv fehlt, ist der erste Formel-1-Sieg seit sechs Jahren. Das Gefühl, als Erster durchs Ziel zu rasen, die Freude, auf dem obersten Treppchen zu stehen. Das letzte Mal gelang es ihm am 1. Oktober 2006 in China, damals saß er noch in einem Ferrari.

Im Mercedes-Silberpfeil schaffte es Schumacher in seiner dritten Saison erstmals bis auf das Podest, als er in Valencia Dritter wurde. Beim Heimrennen auf dem Hockenheimring war aber trotz guter Trainingsplatzierung nicht mehr als Rang sieben drin. "Manchmal reichen schon Kleinigkeiten, damit es dir gelingt, deutlich mehr aus dem Fahrzeug herauszuholen. Kleine Dinge können einen großen Unterschied ausmachen", sagte Schumacher auf dem Hungaroring. Ob ihm in diesem Jahr - vor oder nach dem Urlaub - auch noch der ganz große Coup gelingt, bleibt abzuwarten. Die Zeit dafür wäre zumindest reif.