Der Radsportler will morgen in die Medaillenränge fahren

London. Es soll für André Greipel die Krönung seiner Karriere werden. Schon eine Medaille im Straßenrennen bei Olympia würde perfekt in eine überzeugende Saison passen, Gold wäre das Größte. Alles ist morgen ausgerichtet auf den gebürtigen Rostocker, der bei der Tour de France zuletzt drei Etappen gewann. Greipel wird nichts unversucht lassen, seinen Medaillentraum zu erfüllen. Gestern nahm das deutsche Team deshalb wichtige Streckenpassagen noch einmal in Augenschein. "Es ist das größte Event, das du als Athlet bestreiten kannst. Man hat vielleicht nur einmal die Chance, daran teilzunehmen", sagte der deutsche Topsprinter, der über die 250 km auch auf Marcel Sieberg, seinen Intimus und Anfahrer beim Team Lotto-Belisol, bauen kann. Für dessen Nominierung hatte sich Greipel im Vorfeld sehr eingesetzt. Der Verband hat ihm diesen Wunsch erfüllt, denn Siebergs Qualitäten schätzt der 30-Jährige sehr. Greipel vertraut seinem Freund total: "Ich habe ihm viele Siege zu verdanken und weiß, dass ich immer auf ihn zählen kann."

Dennoch war Greipel in der "Bild"-Zeitung mit einer Kritik an der Aufstellung des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) zitiert worden. Es sei "zweifelhaft", ob sich Zeitfahrweltmeister Tony Martin "vier Tage vor seinem Rennen komplett verausgabt", hieß es da. Martin wird im Rennen gegen die Uhr um Medaillen kämpfen und soll am Sonnabend wichtige Helferdienste verrichten. "Mit dieser Aufstellung verschenken wir gute Goldchancen", soll Greipel hinzugefügt haben. Doch Greipel relativierte diese Äußerungen. "Das Team ist so gut es geht zusammengestellt worden. Es sind nur fünf Plätze, das ist einfach schwierig. Und dass Tony vielleicht nicht bis zum Ende fährt, ist doch verständlich", sagte er gestern.

Die Regularien schreiben zudem vor, dass beide Zeitfahrer, neben Martin Routinier Bert Grabsch, Teil des Straßenteams sein müssen. Den fünften Platz erhielt John Degenkolb. "Wenn man bei der Tour die Leistungen von Jens Voigt, Marcus Burghardt oder Christian Knees gesehen hat, dann hätten viele deutsche Fahrer das Recht zu starten. Die, die hier sind, werden aber alles geben", fügte Greipel hinzu.

Den WM-Dritten von 2011 schreckt auch die Schlüsselstelle des olympischen Parcours nicht. Den Box Hill hält Greipel nicht für ein unüberwindliches Hindernis, selbst wenn er bei neun Überquerungen stets mit hohem Tempo genommen würde. "Der Kurs ist etwas für bergfeste Sprinter, einer, wo man sich nicht wirklich ausruhen kann. Das sollte mir liegen", sagte er. Auf Londons Prachtstraße "The Mall" will Greipel dann den Heimsieg seines britischen Rivalen Mark Cavendish verhindern.