Genervt ist Ligakonkurrent Bayer, dass ausgerechnet Bayern-Chefcoach Jupp Heynckes, bis 2011 noch auf der Gehaltsliste des Werksklubs, das offizielle Interesse des Vizemeisters an Leverkusens Nationalspieler Lars Bender (23) öffentlich gemacht hatte.

MÜNCHEN/KÖLN,. Verletzungspech und Zoff mit Bayer Leverkusen - die Abreise der Stars von Fußball-Rekordmeister Bayern München am Sonntagabend gen China war vorab von einigen Turbulenzen gekennzeichnet. Genervt ist Ligakonkurrent Bayer, dass ausgerechnet Bayern-Chefcoach Jupp Heynckes, bis 2011 noch auf der Gehaltsliste des Werksklubs, das offizielle Interesse des Vizemeisters an Leverkusens Nationalspieler Lars Bender (23) öffentlich gemacht hatte.

„Ich will keinen Ärger mit den Bayern, aber ich bin verärgert und sehr verwundert, dass Jupp Heynckes das Thema Bender indirekt öffentlich gemacht hat“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser der Bild am Sonntag und stichelte gegen „Don Jupp“: „Ich bin erstaunt, dass Jupp Heynckes jetzt plötzlich SMS schreiben kann.“

Heynckes hatte erklärt, dass Defensivspieler Bender eine Alternative für den vom FCB umworbenen spanischen Europameister Javi Martinez (Athletic Bilbao) sein könne, falls dieser dem Rekordchampion eine Absage erteilt: „Vorausschauend habe ich Lars Bender bei der EM schon eine SMS geschrieben, als er das Tor (beim 2:1 gegen Dänemark, Anm. d. Red.) gemacht hat: ’Prima Leistung. Guter Einstand. Glückwunsch.’ Vielleicht trägt das ja Früchte.“ Bender hatte seinen Vertrag bei den Rheinländern am 21. März bis 2017 verlängert. Der defensive Mittelfeldspieler war 2009 von 1860 München zu Bayer gewechselt.

Holzhäuser bestätigte, dass Bayern beim Werksklub wegen Lars Bender angefragt hat. „Wir haben letzte Woche eine Anfrage des FC Bayern bekommen. Aber ich habe direkt gesagt, dass wir ihn nicht abgeben werden. Wir haben mit den Bayern vereinbart, das Thema nicht öffentlich zu machen. Und dass der Spieler nicht angesprochen wird.“

Generell könnte das Thema Transfers noch eine gewichtige Rolle beim FC Bayern spielen. Denn der deutsche Vorzeigeklub muss bei seinem Bundesliga-Saisonstart auf David Alaba und Rafinha verzichten, die sich im Testspiel zum Abschluss des Trainingslagers am Gardasee am Freitag gegen den SSC Neapel (2:3) verletzt hatten. Der österreichische Nationalspieler Alaba zog sich einen Ermüdungsbruch im linken Fuß zu und wird etwa sechs bis acht Wochen ausfallen. Der Brasilianer Rafinha erlitt einen Bänderriss sowie eine Bänderdehnung im rechten Sprunggelenk und wird vermutlich fünf Wochen nicht zur Verfügung stehen.

Alaba soll am Montag in München nochmals untersucht werden. Danach wollen die Ärzte entscheiden, ob er operiert oder konservativ behandelt wird. Der Österreicher hatte die Bayern im Benefiz-Spiel für die Erdbebenopfer in Norditalien zunächst mit 1:0 in Führung geschossen und wenig später einen Schlag auf den Fuß bekommen. Danach musste er ausgewechselt werden.

Folglich reisten die Bayern am Sonntagabend ohne Alaba und Rafinha, aber auch ohne die Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm zu ihrer fünftägigen PR-Tour nach China, wo zwei Spiele auf dem Programm stehen. Trainer Heynckes hatte am Freitag verkündet, dass die EM-Fahrer Schweinsteiger und Lahm die Reise nicht antreten, sondern stattdessen in München ein individuelles Aufbautraining absolvieren werden.

Schweinsteiger solle „den ganzen Ballast abwerfen und in einer ganz anderen physischen Verfassung neu angreifen“, sagte Heynckes und betonte, dass dies einzig und allein seine Entscheidung gewesen sei: „Das ist alles wohl überlegt und optimal vorbereitet.“

Der neue Sportvorstand der Bayern, Ex-DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, will die Bayern bestens vorbereitet in die neue Spielzeit schicken, um die Titelserie von Doublegewinner Borussia Dortmund zu stoppen. „Wir suchen die letzten Prozente und die suche ich fleißig mit“, sagte Sammer im Aktuellen Sportstudio des ZDF.

Dabei sei Geschlossenheit das oberste Prinzip. Sammer: „Wir müssen geschlossen auftreten, dem Trainer signalisieren, dass wir bei ihm stehen. Jeder muss wissen, was wir von ihm erwarten. Wir brauchen eine Aufbruchstimmung.“ Wichtig sei das Große, Ganze, der Klub, sonst nichts. „Einzelschicksale und persönliche Befindlichkeiten dürfen keine Rolle spielen“, betonte der ehemalige Fußballer des Jahres von Europa. Der EM-Champion von 1996 äußert sich auch zu den Zielen: „Bayern München wird immer an Titeln gemessen“

Beim Saisonauftakt muss der Vizemeister am 25. August beim Neuling SpVgg Greuther Fürth antreten.

(SID)