Turnierdirektor Michael Stich ist überzeugt, dass das Konzept am Rothenbaum richtig ist. Er hofft auf mehr Spitzenspieler

Hamburg. Wo hätte man besser beobachten können, dass sich Glück und Pech im Sport ausgleichen, als in der abgelaufenen Woche am Rothenbaum? Während das Wetter in weiten Teilen an einen schlechten Frühling erinnerte, brachte der goldene Herbst der Karriere, den Tommy Haas derzeit erlebt, auch den Organisatoren des Hamburger Herrentennisturniers ihr sonniges Gemüt zurück. "Aus sportlicher Sicht hätte es kaum besser laufen können", bilanzierte Turnierdirektor Michael Stich, der neben dem Abschneiden der deutschen Profis, die erstmals seit 1989 mit einem Trio ins Viertelfinale marschiert waren, auch das Auftreten der internationalen Weltklassespieler lobte. "Ich habe das Gefühl, dass sich bei uns jeder wohlfühlt", so Stich.

Der Wimbledonsieger von 1991, der seit vier Jahren die Geschicke am Rothenbaum lenkt, setzt deshalb vor allem auch auf die Werbung innerhalb der Spielerkreise, um seine Vision zu verwirklichen. Diese lautet, mehr Profis aus den Top Ten der Weltrangliste nach Hamburg zu locken - in diesem Jahr war mit dem Spanier Nicolas Almagro nur einer vertreten -, und irgendwann auch wieder das oberste Regal zu erreichen. "Natürlich wollen wir gern noch einmal einen Roger Federer oder einen Rafael Nadal in Hamburg präsentieren, aber dafür müssen wir Antrittsprämie zahlen oder so attraktiv sein, dass diese Spieler von sich aus kommen."

Da eine Rückkehr zum 2008 von der Herrentennisorganisation ATP aberkannten Masters-Status kein Thema ist, setzen Stich und Detlef Hammer, Geschäftsführer des Veranstalters HSE, auf eine Weiterentwicklung des Status quo. Allen Diskussionen über die Ausweitung der Rasensaison oder den Umbau der Anlage an der Hallerstraße (das Abendblatt berichtete) zum Trotz glauben die Macher, mit einem Sandplatzturnier der dritten Kategorie (nach den Grand-Slam- und den Masterturnieren) im Juli eine gute Zukunft vor sich zu haben.

Die Besucherzahlen waren, das fast ausverkaufte Legendenmatch zwischen Stich und John McEnroe eingerechnet, mit rund 56 000 konstant gegenüber dem Vorjahr, als erstmals freier Eintritt zum Gelände und den Nebenplätzen gewährt wurde. "Aber es haben diesmal mehr Menschen ein Ticket für den Centre-Court gekauft. Das zeigt, dass wir mit unserem Konzept richtig liegen", sagte Hammer.

Dieses Gefühl teilen auch die wichtigen Partner. Claus Retschitzegger, Sprecher von Namenssponsor Bet-at-home, lobte die Professionalität der Organisation als "vorbildlich, aber nicht selbstverständlich". Uli Pingel, Sportchef des lokalen TV-Senders Hamburg 1, der erstmals 40 Stunden live vom Centre-Court sendete und zudem 30 Stunden Zusammenfassungen zeigte, war vom positiven Feedback der Kunden begeistert: "Es gibt aus unserer Sicht keinen Grund, die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen."

Irritiert zeigten sich Hammer und Stich von der schwachen Präsenz des Präsidiums des Deutschen Tennis-Bundes beim wichtigsten deutschen Turnier. "Mit mir hat während der Woche niemand von den Herren gesprochen", sagte Hammer. Präsident Karl-Georg Altenburg und Carl-Uwe Steeb als Vizepräsident Sport weilten Mittwoch und Donnerstag auf der Anlage, am Finalsonntag war Stefan Felsing, Vizepräsident Recht, einziger hochrangiger DTB-Vertreter in Hamburg.