Hamburg. Er hatte sein Match kaum beendet, da saß Julian Reister schon wieder auf einem Fahrradergometer. Einerseits galt es, die Muskeln zu entspannen, andererseits, das Erlebte zu verarbeiten. Ein knappes Jahr hatte der 26-Jährige wegen chronischer Schulterprobleme pausieren müssen, nur dank einer Wildcard war der auf Weltranglistenrang 483 abgestürzte Reinbeker ins Hauptfeld gerutscht. Und nun hatte er in Runde eins die Überraschung des Tages vollbracht und den Weltranglisten-16. Fernando Verdasco aus Spanien ausgeschaltet. 6:2 und 6:3 hieß es nach nur 66 Minuten Spielzeit.

"Ich war überrascht, wie glatt es ging. Es war einer der emotionalsten Siege meiner Karriere", gab er zu. Mit Sprechchören wie "Julian Reister, unser Meister" hatten ihn die rund 500 Zuschauer auf dem Nebenplatz M1 angefeuert. Dass Verdasco in Reister tatsächlich seinen Meister fand, hatte er sich zu großen Teilen selbst zuzuschreiben. Der Halbfinalist des Vorjahres wirkte lustlos. "Er kann viel besser spielen, aber das ist mir heute völlig egal", sagte Reister, der morgen im Achtelfinale Gelegenheit zur Revanche bekommt. Gegen den Franzosen Jeremy Chardy war er vergangene Woche in Stuttgart in Runde eins gescheitert. "Da war ich chancenlos. Das will ich diesmal besser machen", sagte er.

Am späten Abend schied Reisters Trainingspartner Tobias Kamke trotz engagierter Leistung aus. Der Hamburger unterlag dem topgesetzten Spanier Nicolas Almagro 4:6, 1:6.