Der Herausforderer Charr hatte die notwendigen Unterlagen für das Einreisevisum nicht rechtzeitig besorgt. Beide kämpfen am 8. September.

Moskau. Profibox-Weltmeister Witali Klitschko hat im Duell mit Manuel Charr die erste Runde kampflos gewonnen. Der Herausforderer Charr glänzte bei der ersten offiziellen Pressekonferenz vor dem WM-Kampf am 8. September in Moskau mit Abwesenheit, weil er die notwendigen Unterlagen für das Einreisevisum nicht rechtzeitig besorgt hatte. Stattdessen stand nur eine Pappfigur des deutsch-syrischen Boxers auf dem Podium. Das fand Klitschko überhaupt nicht komisch.

„Ich hoffe, es ist das letzte Mal, dass er so ein Pech hat“, sagte der 40 Jahre alte WBC-Champion sichtlich genervt. Noch deutlicher wurde Klitschkos Manager Bernd Bönte: „Das war absolut dilettantisch und unprofessionell von Manuel Charr und seinem Team, denn wir haben ihnen schon lange vorher gesagt, dass sie sich rechtzeitig um die Visa-Angelegenheiten kümmern müssen.“

Der sonst so selbstbewusste Charr gab sich entsprechend kleinlaut, als er bei der Pressekonferenz über das Telefon zugeschaltet wurde. „Es tut mir leid, Mister Klitschko“, mit diesen Worten entschuldigte sich der in 21 Kämpfen noch ungeschlagene „Koloss von Köln“ beim Ukrainer.

An seiner Absicht, den älteren der Klitschko-Brüder vom Thron zu stoßen, hat das Missgeschick aber nichts geändert. Viele belächelten Charr, als er dieses ambitionierte Ziel beim Schwergewichtskampf am vergangenen Samstag in London zwischen David Haye und Dereck Chisora auch öffentlich äußerte. „Nach dem Kampf wird keiner mehr Manuel auslachen, sondern alle werden ihn ehren“, sagte sein Konditionstrainer Clive Salz, der anders als sein Schützling rechtzeitig nach Moskau angereist war.

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Klitschko nahm die Kampfansage mit Humor. Sein Gegner sei jung und hungrig, „aber wird er es schaffen, den Box-Opa Witali Klitschko zu besiegen?“, fragte er in die Journalistenrunde und gab selbst die Antwort: „Ich glaube es nicht. Charr glaubt, er sei ein Löwe, der aus dem Käfig befreit ist, und ich ein totes Stück Fleisch, das er reißen kann. Aber er vergisst, dass ich nicht umsonst Dr. Eisenfaust heiße. Wenn er mich anfällt, wird er sich die Zähne ausbeißen und danach ohne Gebiss in seinen Käfig zurückschleichen.“

Der erste WM-Kampf des Klitschko-Teams in Russland findet im Sporthallenkomplex Olimpiski vor 30.000 Zuschauern statt. Mehr als 150 Länder werden weltweit darüber berichten. In Deutschland überträgt RTL den Fight live. (sid/abendblatt.de)