7000 Zuschauer sahen den Erfolg der US-Tennislegende gegen Michael Stich

Hamburg. 32 Minuten waren gespielt im Legendenmatch zwischen Michael Stich und John McEnroe, als Erstaunliches geschah: Der US-Amerikaner bejubelte und beklatschte den Schiedsrichter. Martin Soltysinski hatte ihm den Punkt zugesprochen, der die 4:3-Führung im ersten Satz bedeutete, und während Stich sich beklagte, lobte McEnroe den Referee mit den Worten "Great call".

Dabei hatten die 7000 Zuschauer auf dem Centre-Court am Rothenbaum den 53-Jährigen ganz anders erwartet, doch den Rüpel von einst, als der McEnroe bekannt geworden war, gab es nicht zu sehen. Dafür etliche überragende Ballwechsel zwischen zwei Männern, die gekommen waren, um zu gewinnen. Der Altersunterschied von zehn Jahren war höchstens beim Erlaufen der Stoppbälle zu sehen. Am Ende von unterhaltsamen 95 Minuten war es ein hart erkämpfter 6:4, 1:6, 15:13-Erfolg, den Big Mac gebührend feierte. "Das hat Riesenspaß gemacht", sagte McEnroe, dem Stich, 43, bescheinigte: "Er spielt immer noch großes Tennis."

Die Gunst des Publikums hatte McEnroe schon vor dem ersten Ballwechsel gewonnen. Als Stadionsprecher Matthias Killing zu einem Stimmungstest bat und Applaus für beide Protagonisten forderte, war das Klatschen für den US-Amerikaner deutlich lauter. Und das änderte sich auch im Verlauf der Partie nicht. Mehrfach riss McEnroe, der noch immer über brillantes Ballgefühl verfügt, die Zuschauer, die zwischen 19 und 39 Euro für ihr Ticket gezahlt hatten, zu Beifallsstürmen hin. Als ihm sogar mit gerissener Saite ein Vorhandcross der Extraklasse gelang, gab es Standing Ovations.

In seiner 15 Jahre dauernden Karriere, in der er 77 Einzel- und 78 Doppeltitel gewinnen konnte, hatte der US-Amerikaner nur einmal am Rothenbaum aufgeschlagen. 1992, im letzten Jahr seiner Laufbahn, war er in der zweiten Runde gescheitert. Elf Jahre später trat er mit seinem jüngeren Bruder Patrick in Hamburg zu einem Daviscup-Revival gegen Stich und Boris Becker an. Damals verlor er das Einzel gegen seinen Freund, mit dem er 1992 in Wimbledon den Doppelwettbewerb gewann, mit 6:7 (5:7), 6:4 und 2:10.

Bereits heute fliegt McEnroe, der am Sonnabend in Fuhlsbüttel gelandet war und die Auslosung des Hauptfelds in der Europa-Passage vorgenommen hatte, nach New York zurück. Er tut dies mit einem Sieg im Gepäck. Und mit der Gewissheit, auch den Respekt der Hamburger Fans gewonnen zu haben.