Fünf Runden dauerte der Kampf der Böse(ge)wichte, dann hatte Haye genug: Mit einer krachenden Kombination schickte er Chisora auf die Bretter.

London. Ahmet Öner hat Recht behalten, zumindest teilweise: Denn Profiboxer David Haye toppte die Vorhersage des Hamburger Box-Promotors noch und knockte seinen Kontrahenten Dereck Chisora schon in der fünften statt in der von Öner prognostizierten achten Runde aus.

Mit dem Knockout im zum "Hass-Duell" stilisierten Kampf hat sich Haye gleichzeitig für einen weiteren Kampf gegen einen der Klitschko-Brüder beworben. Den umstrittenen Schwergewichtsfight der britischen Skandalboxer beendete der 31-Jährige mit einer krachenden Links-Rechts-Kombination.

Sportlich war der Kampf allerdings nahezu bedeutungslos, um WM-Gürtel ging es vor 30.000 Zuschauern im Londoner Upton Park nicht. "Hey Deutschland, sagt den Klitschkos: David Haye ist die Nummer 1“, sagte der "Hayemaker“ nach seinem 26. Sieg im 28. Profikampf. Für Chisora war es im 19. Fight die vierte Niederlage - von seinen letzten fünf Kämpfen konnte er nur einen gewinnen. "Ich habe abgeschaltet für eine Sekunde. Ich wurde stärker und stärker, ich wollte immer weiterkämpfen, und dann habe ich eben kurz abgeschaltet“, sagte Chisora.

+++ So verlief der Kampf im Liveticker+++

"Gegen Klitschko war ich nicht bei 100 Prozent, aber heute war ich sehr gut, hat alles toll geklappt. Welche Leute bei den Klitschkos können sagen, dass sie solche einen spannenden Kampf gesehen haben. Die Schuhe habe ich ausgewählt, weil ich erwartet habe, dass es rutschig wird. Ich bin jetzt die Nummer 1", sagte Haye nach dem Kampf, den er mit normalen Turnschuhen bestritt.

"Ich habe gedacht, dass es regnet. Ich wollte etwas tragen, damit ich nicht rutsche. Es war richtig, denn es hat angefangen zu regnen," begründete Haye seine ungewöhnliche Schuhwahl.

Pressekonferenz verlief diesmal ruhig

Der Kampf war wegen seiner Vorgeschichte umstritten. Am 18. Februar hatten Haye und Chisora in den Katakomben der Münchner Olympiahalle derart wüst aufeinander eingeprügelt, dass sogar die Polizei anrücken musste. Zuvor hatte Chisora bei seiner Niederlage im Ring gegen Witali Klitschko dessen Bruder Wladimir mit Wasser bespuckt.

Diesmal blieb die Pressekonferenz nach dem Kampf ohne Zwischenfälle. Da der britische Profiboxverband BBBofC Chisora nach dem Vorfällen von München die Lizenz entzogen hatte und Haye nach seinem offiziellen Rücktritt keine Lizenz mehr besaß, wurde der Kampf unter Aufsicht des Box-Verbandes von Luxemburg ausgetragen.

Ob Haye einen weiteren Kampf bestreiten wird, steht allerdings in den Sternen. "Wir werden uns jetzt besaufen. David Haye hat bewiesen, dass er es kann. Wir werden jetzt nicht mit den Klitschkos verhandeln, denn Wladimir will ja nicht, und wir wollen nur gegen Wladimir antreten“, sagte sein Trainer Adam Booth.

Ein Duell mit Klitschko ist in der Tat sehr unwahrscheinlich. "Auch wenn Haye sensationell aussehen sollte, glaube ich nicht, dass Wladimir noch einmal gegen ihn boxen will“, hatte Klitschkos Trainer Emanuel Stewart bereits vor dem Kampf gesagt. Der ältere Witali muss zudem zunächst seinen WBC-Gürtel gegen Manuel Charr verteidigen und liebäugelt mit einem Wechsel in die ukrainische Politik.

Mit deutlichen Worten rät indes Ex-Schwergewichtler Axel Schulz Haye von einem Kampf gegen den jüngeren Klitschko-Bruder ab: "Der hat doch genug auf die Fresse bekommen gegen Wladimir. Es ist schwachsinnig. Er sollte sich konzentrieren, den Bruder zu boxen. Vitali ist ein bisschen steifer. Den könnte er vielleicht angreifen.“

Mit Material von sid