Am Montag beginnt das Schwimmnationalteam um die Stars Steffen und Biedermann ihre Vorbereitung auf die Spiele in London.

Hamburg. Von Montag an weht ein Hauch von Olympia durch die Stadt. Die deutsche Schwimmnationalmannschaft mit der Doppelolympiasiegerin Britta Steffen aus Berlin und ihrem Freund, dem zweimaligen Weltmeister Paul Biedermann (Halle/Saale), bereitet sich am Olympiastützpunkt (OSP) am Dulsbergbad auf ihren Einsatz bei den Sommerspielen in London (27. Juli bis 12. August) vor. In der Sprache der Sportler heißt die Maßnahme kurz UWV, unmittelbare Wettkampfvorbereitung. Vor Olympia findet sie das erste Mal in Hamburg statt. Das hat zwei gute Gründe: Nirgendwo auf der Welt existieren wohl bessere Trainingsbedingungen für Beckenschwimmer, und von Hamburg-Fuhlsbüttel aus gibt es eben einen Direktflug nach London-Heathrow. Den nutzt der größte Teil des 27-köpfigen Teams am 24. Juli, der Rest, darunter der Hamburger Steffen Deibler, fliegt vier Tage später. Deibler muss in London erst am Ende der ersten Olympiawoche über 100 Meter Schmetterling (Finale am 3. August) ins Wasser, sein Bruder Markus hofft schon am 29. Juli auf einen Start mit der 4 x 100-Meter-Freistilstaffel.

Der Olympiastützpunkt Hamburg-Schleswig-Holstein mit seinen Außenstellen in Kiel und Ratzeburg ist in diesem Jahr ohnehin die Drehscheibe für einen Großteil der deutschen Olympiamannschaft. Die Ruderer mit den Hamburgern Eric Johannesen (Achter), Bastian Seibt und Lars Wichert (Leichtgewichtsvierer) holen sich derzeit im Ratzeburger Küchensee ihren letzten Schliff, die Hockeynationalmannschaft der Frauen hielt wie die der Männer in den vergangenen Monaten wiederholt Einkehr in Dulsberg. Denn am OSP ist auch für Unterkunft und sportlergerechtes Essen gesorgt. 17 Doppelzimmer stehen im benachbarten Aqua-Sporthotel zur Verfügung, acht kleine Appartements zudem im Anbau der Herberge. Preiswerte Hotels in der Umgebung bieten zusätzliche Kapazitäten. "Die Hardware bei uns stimmt", sagt Stützpunktleiterin Ingrid Unkelbach, 52, "wir offerieren optimale Voraussetzungen für Spitzenleistungen." Die ehemalige Leistungsschwimmerin steht seit zwölf Jahren an Spitze der Einrichtung, nachdem sie hier 1988 als Laufbahnberaterin begonnen hatte.

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In 24 Jahren hat sich viel geändert am OSP. Der Sportpark Dulsberg entstand, nur die bereits von der Stadt beschlossene Halle für Handball und Judo wartet noch auf den ersten Spatenstich. Die Gesamtschule Alter Teichweg ist seit Dezember 2006 eine von 39 Eliteschulen des Sports in Deutschland, und das im November 2007 eröffnete BeachCenter am Alten Teichweg wertet den Stadtteil nicht nur sportlich auf, es gilt inzwischen auch als attraktiver Treffpunkt in der Stadt. Auf zwei der sechs Außenplätze liegt seit April genau jene Sandmischung, die auch die acht deutschen Beachvolleyballer bei ihrem Olympiaturnier vor dem Buckingham Palace vorfinden werden. "Wir werden hier schon toll unterstützt", sagen die zweimaligen Beachvolleyball-Europameisterinnen Sara Goller und Laura Ludwig, die für Hertha BSC Berlin spielen. Wegen der "hervorragenden Trainingsmöglichkeiten" waren die beiden vor fünf Jahren nach Hamburg gezogen.

+++ Hamburg verabschiedet seine Olympioniken +++

Zum Gesamtpaket gehört ein großzügiger Kraftraum, in dem es im Nebenraum vor teuren Hightechgeräten wimmelt, die spezielles Kraft- und Aufbautraining und gezielte Diagnosen zum Beispiel über Muskeldysbalancen möglich machen. Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste absolvierte nach seinem Kreuzbandriss im vergangenen Winter hier seine Reha. Fürste: "Es war das intensivste Training meiner Karriere."

Perfekt ist das Umfeld nach wie vor für Spitzenschwimmer. Ihre Halle mit sechs 50-Meter-Bahnen wurde gerade für fünf Millionen Euro renoviert, eine Gymnastikhalle und Besprechungsräume neu gebaut. Der Gegenstromkanal, in dem die Schwimmer gegen - mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten - fließendes Wasser auf der Stelle kraulend ankämpfen, bleibt das Prunkstück des OSP. Die Trainingswissenschaftler Stefan Fuhrmann und Robert Wegner können von ihrem Messplatz aus an ihren Computern jeden technischen Fehler erkennen. "Die Bedingungen am OSP sind absolutes Weltniveau", sagt Steffen Deibler. "Es liegt jetzt an uns, was wir in London daraus machen."