Der Traum des Hamburger Boxers soll endlich wahr werden

Hamburg. Der Traum, den Hamid Rahimi seit mehr als zwei Jahren träumt, soll im Oktober endlich in Erfüllung gehen. Der Hamburger Mittelgewichtler will unter dem Motto "Fight for Peace" den ersten Profiboxkampf in seiner Heimat Afghanistan austragen (das Abendblatt berichtete). Innerhalb dieses Monats soll auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Kabul bekannt gegeben werden, dass dieser Kampf am 5. oder 6. Oktober stattfinden wird.

"Wir haben endlich alle nötigen Genehmigungen eingeholt", sagt Rahimis Hamburger Manager Christof Hawerkamp. Das wichtigste Schriftstück ist ein vom afghanischen Präsidenten Hamid Karzai autorisiertes Dokument, das besagt, dass die Regierung alles Menschenmögliche tun werde, um die Sicherheit der Sportler und Besucher zu garantieren. Zunächst war das geschichtsträchtige Ghazi-Stadion, in dem die radikal-islamischen Taliban bis zum Einmarsch der internationalen Schutztruppen im Oktober 2001 öffentliche Hinrichtungen durchführten, als Austragungsort favorisiert. Nun ist auch ein Veranstaltungszentrum der Regierung in der engeren Wahl. "Vollständige Sicherheit ist in einem Land wie Afghanistan nicht zu garantieren", sagt Hawerkamp. Aber die Regierung und auch das Nationale Olympische Komitee stünden hinter dem Projekt.

Dass dieses mehrmals verschoben werden musste, lag vor allem an der fehlenden finanziellen Absicherung. "Geld ist in Afghanistan genug vorhanden, aber wir wollen uns nicht instrumentalisieren lassen", sagt Hawerkamp, "wir kommen als neutrale Unterstützer und haben nur ein Ziel: den Menschen in Kabul einen unvergesslichen Abend zu bieten und zu zeigen, dass der Sport Brücken bauen kann." Verhandlungen mit Sponsoren stehen vor dem Abschluss, Fernsehsender in aller Welt haben Interesse, auch in Deutschland. Der Gegner steht noch nicht fest, Rahimi wünscht sich jemanden wie den früheren Weltmeister Jermain Taylor (USA).

Rahimi, der in Afghanistan ein Volksheld ist, hat die Wartezeit vor allem genutzt, um für seine Anliegen zu werben. Besonders die Rechte der Frauen liegen ihm am Herzen. Seit seine Mutter die Familie aus dem Krieg in Kabul nach Hamburg lotste, habe er Hochachtung vor der Leistung des in Afghanistan zu häufig unterworfenen weiblichen Geschlechts, sagt der 28-Jährige. Er setzt sich deshalb dafür ein, dass auch Mädchen das Boxen erlernen und in Wettkämpfen antreten dürfen.

Mit der US-Sozialwissenschaftlerin Cheryl Benard, die diverse Bücher über die Rolle der Frauen im Islam publiziert hat, hat er eine prominente Unterstützerin gewonnen. Zudem engagiert sich Rahimi in der Aussöhnung der verschiedenen Stammesgruppen des Landes. "Wenn ich gefragt werde, von welchem Volksstamm ich komme, dann sage ich: Ich bin Afghane, für mich gibt es keinen Unterschied!" Das beeindrucke die Menschen, sagt er.

Aber auch in den Bereichen Umweltschutz oder Kindermedizin hat Rahimi Anschubhilfe geleistet. Er spendet Geld für Krankenhäuser, mit Kabuls Bürgermeister hat er die Projekte "Grüne Stadt" und "Saubere Stadt" ins Leben gerufen und sich als Müllsammler verdingt. Die Ergebnisse sah er im Mai auf einer 25-tägigen Rundreise durch das Land. Allein in Kabul gibt es 54 Boxgyms. Als er vor einem Jahr erstmals seit seiner Flucht Afghanistan bereiste, waren es gerade einmal 13.

"Ich bin sehr glücklich darüber, was wir mit unserer Idee schon bewegen konnten", sagt er. Sein Kampf für den Frieden hat begonnen, lange vor dem ersten Gong.