Sebastian Zbik wartet seit drei Monaten auf seine Kampfbörse von 250.000 Euro aus dem Duell mit Felix Sturm. Nun reicht es ihm.

Hamburg. Er galt als Faustpfand für den Kampf um einen neuen Fernsehvertrag, er ist eins der wenigen verbliebenen deutschen Aushängeschilder - doch nun scheint das Verhältnis zwischen Sebastian Zbik und dem Hamburger Profiboxstall Universum irreparabel zerrüttet zu sein. Am Dienstagabend beauftragte der 30 Jahre alte Ex-Weltmeister im Mittelgewicht seinen Anwalt Peter-Michael Diestel damit, eine Klage gegen seinen Promoter einzureichen. Grund ist die seit drei Monaten ausgebliebene Zahlung der rund 250 000 Euro Kampfbörse für das Duell mit WBA-Superchampion Felix Sturm, das Zbik am 13. April in Köln durch Aufgabe vor Runde neun verloren hatte.

"Vor vier Wochen habe ich ein erstes Schreiben geschickt, in dem ich um die Zahlung der vertraglich zugesicherten Summe gebeten habe. Seitdem werde ich immer wieder vertröstet. Jetzt reicht es mir", sagt Zbik, dessen Vater Ende vergangener Woche das letzte persönliche Gespräch mit Universum-Chef Waldemar Kluch geführt und dort eine Frist bis zum Dienstag gesetzt hatte. Diese verstrich ohne eine weitere Reaktion, sodass Zbik nun die Konsequenzen ziehen will.

Die Kampfbörse sei von Sturms Management drei Tage vor dem Aufeinandertreffen auf ein Treuhandkonto eingezahlt worden. "Warum man mir das Geld nicht auszahlt, weiß ich nicht", sagt Zbik. Er wolle Universum, das seit dem Ablauf des TV-Vertrags mit dem ZDF Ende Juli 2010 um das Überleben kämpft, nicht schaden, habe deshalb auch drei Monate abgewartet. "Aber es kann doch nicht sein, dass man dem Geld, das einem zusteht, hinterherlaufen muss. Ich muss nun retten, was zu retten ist. Das Warten zerfrisst meine Nerven", so der Neubrandenburger.

Besonders erschüttert ist der frühere WBC-Champion darüber, dass intern der Vorwurf laut geworden war, er habe sein Geld nicht verdient, weil er gegen Sturm aufgegeben hatte. "Ich habe in dem Kampf meine Gesundheit riskiert und mein Image aufs Spiel gesetzt, und nun heißt es, ich soll keine Leistung gebracht haben? Das ist unverschämt, ich fühle mich ausgenutzt!" Er sei mit Bluthochdruck in den Ring gestiegen, weil er nach einer achtmonatigen Kampfpause direkt aus dem Urlaub ins Höhentrainingslager gereist war. "Die Vorbereitung war zu kurz, ich hätte drei Monate länger und einen Aufbaukampf benötigt. Aber ich wollte Universum und mir selbst die große Chance nicht verbauen und habe mich durchgebissen, obwohl man sich acht Monate nicht um mich gekümmert hatte", sagt er.

Universum-Sprecher Steffen Soltau weist diese Vorwürfe zurück. "Die Vorbereitung haben wir gemeinsam geplant." Kluch sagt: "Boxer haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Sebastian hat ohne Grund aufgegeben, das war Arbeitsverweigerung." Als Grund für die ausbleibende Zahlung gibt er indes die noch immer ungeklärte Situation im Streit mit dem früheren Universum-Boss Klaus-Peter Kohl an, der die Geschäfte im vergangenen Sommer an Kluch übergeben hatte. "Ich habe Sebastian gesagt, dass er sein Geld bekommt, wenn die Geschäftsübergabe mit Herrn Kohl abgeschlossen ist." Das könne nächste Woche der Fall sein.

Zbik schenkt Lippenbekenntnissen dieser Art mittlerweile keinen Glauben mehr. "Ich bin ja nicht der einzige Boxer, der noch auf Geld wartet", sagt er. Dabei habe er großes Interesse daran, seine Karriere fortzusetzen. Ein Angebot, gegen den Argentinier Billi Godoy anzutreten, der beim Weltverband WBC an Position eins geführt wird, gab es bereits. "Wenn ich den besiege, wäre ich zurück in der Weltspitze. Ich weiß, dass ich dort mithalten kann", sagt er. Ein Wechsel zu einem anderen Profistall sei ebenso denkbar wie eine weitere Zusammenarbeit mit Universum. "Allerdings müssen dafür professionelle Bedingungen herrschen, und davon sind wir derzeit leider weit entfernt."