Nach langem Zögern hat er als neuer Nationaltrainer unterschrieben. Mit Vorgänger Laurent Blanc gewann er 1998 die Heim-WM.

PARIS. Und er macht es doch: Didier Deschamps hat sich nach einigem Zögern entschlossen, den Scherbenhaufen aufzuräumen, den sein Weltmeisterkollege Laurent Blanc bei der französischen Fußball-Nationalmannschaft hinterlassen hat und das Traineramt bei „Les Bleus“ zu übernehmen. Der 43 Jahre alte ehemalige Kapitän der Equipe Tricolore erhält einen Zweijahresvertrag, der sich bei der erfolgreichen Qualifikation für die WM 2014 in Brasilien automatisch um zwei Jahre bis zur Europameisterschaft im eigenen Land verlängert.

+++ Alle Spiele, alle Tore – die große EM-Übersicht +++

Seit Sonnabend hatten Deschamps, der seinen laufenden Vertrag bei Olympique Marseille gekündigt hatte, und Verbandspräsidenten Noel Le Graet darüber verhandelt, zu welchen Bedingungen der ehemalige Mittelfeldstar die angeschlagene Nationalmannschaft übernehmen wird. Am Sonntagabend bestätigte der Verband FFF, dass eine Lösung gefunden wurde. Der neue Trainer wird heute offiziell vorgestellt.

Vor Deschamps steht ein ganzer Berg von Arbeit. Nicht nur das sang- und klanglose Aus im EM-Viertelfinale gegen Spanien (0:2), sondern vor allem der nach der beschämenden WM 2010 erneut skandalöse Auftritt einiger Spieler hatten nicht nur einen dunklen Schatten auf das Team geworfen, sondern letztlich auch dazu geführt, dass Blanc seinen Rücktritt erklärte.

Während der französische Verband FFF gegen Hatem Ben Arfa, Yann M’Vila, Samir Nasri und Jeremy Menez ein Disziplinarverfahren eingeleitet hat, weil unter anderem Nasri einen Journalisten übel beschimpft und M’Vila seinem Trainer Blanc den Handschlag verweigert hatte, muss Deschamps gleichzeitig schnell eine schlagkräftige Truppe formen, die erfolgreich Fußball spielt.

+++ Historischer Abend für Europameister Spanien nach Gala +++

Nach seiner Premiere am 15. August in Le Havre gegen den südamerikanischen Copa-Sieger Uruguay startet Frankreich bereits am 7. September gegen Finnland in die WM-Qualifikation. Gruppengegner ist dabei auch Welt- und Europameister Spanien. Die Trauben auf dem Weg nach Brasilien hängen entsprechend hoch.

Erste Wahl war Deschamps aber anscheinend nicht. Arsene Wenger vom FC Arsenal hatte schnell abgesagt, nach Paul Le Guen (Nationaltrainer Oman) wurden recht zögerlich die Fühler ausgestreckt. Auch er lehnte ab. Damit war der Weg frei für Deschamps, der bereits 2008 nach dem EM-Aus als „Selectionneur“ im Gespräch gewesen war. Aber Raymond Domenech durfte weitermachen und Frankreich ins WM-Desaster von Südafrika führen.

Deschamps, geboren am 15. Oktober 1968 in Bayonne, ließ seiner glänzenden Spielerkarriere eine bislang ordentliche Trainerlaufbahn folgen. Er führte den AS Monaco ins Finale der Champions League, stieg mit Juventus Turin wieder in die Serie A auf, wurde mit „OM“ Meister, ehe es zum Bruch mit Sportdirektor Jose Anigo kam. Bei der „Equipe Tricolore“ wird sich Deschamps aber eher an den WM- und EM-Siegen von 1998 und 2000 messen lassen müssen, an denen er als Kapitän maßgeblichen Anteil hatte. (sid/HA)