Knapp 40 000 Zuschauer besuchten die Horner Rennbahn an sechs Tagen. Der Renn-Club kalkuliert mit einem ausgeglichenen Ergebnis

Hamburg. Hochkarätiger Sport zum Finale: Im Großen Preis von Lotto gestern Abend auf der Horner Galopprennbahn siegte Gestüt Bonas Salomina unter Andrasch Starke nach packendem Finish mit einem kurzen Kopf vor der Außenseiterin Caitania sowie Wilddrossel. Die 20:10-Favoritin Monami mit Jockey Eduardo Pedroza im Sattel belegte unter acht Vollblütern nur den vierten Platz. In diesem Grupperennen für dreijährige Stuten über 2200 Meter ging es um 55 000 Euro.

Als um 21.08 Uhr Pennyfox als Sieger des Schlussrennens über die Zielmarkierung galoppierte, gab es zum letzten Mal Applaus. Unter dem Strich galt dieser auch für den Hamburger Renn-Club, der eine durchaus attraktive Turfwoche organisierte. "Es war ein Meeting mit Überraschung", bilanzierte Vereinspräsident Eugen-Andreas Wahler bei einem Absacker im Waagegebäude - nicht nur in Anspielung auf den Coup des großen Außenseiters Pastorius im Deutschen Derby am vergangenen Sonntag. "Wir erlebten einen Widerhall, den wir kaum erhofft haben."

Knapp 40 000 Zuschauer an sechs Tagen, wenn auch zur Hälfte bei freiem Eintritt, waren mehr als erwartet. Auch der Wettumsatz in Höhe von 2 846 195 Euro lag nur geringfügig unter dem des Vorjahres (2 931 652 Euro). "Damit hat Hamburg den Umsatz betreffend nach Baden-Baden die Stellung als Nummer zwei in Deutschland manifestiert", sagte Schatzmeister Hans-Ludolf Matthiessen nach Kassenschluss. "Nun bleiben wir im Rahmen unserer Kalkulation."

Das zuvor befürchtete wirtschaftliche Debakel blieb aus. Wie schon am Mittwoch wurden auch die Rennen gestern original in Frankreichs Wettbistros übertragen. Die Provision wird erst später genau berechnet, liegt jedoch über 100 000 Euro und hilft, den Etat einzuhalten. In Anbetracht der veränderten Terminplanung mit nur einem Wochenende und vier Renntagen während der Woche bezeichnete Matthiessen das Ergebnis insgesamt als "fast sensationell". Ignoriere man die vier Trabrennen und eine Prüfung für Ponys, sei pro Galoppstart mit rund 49 500 im Schnitt ebenso viel wie 2011 gewettet worden.

Während die Kritik an der Preisgabe der traditionellen Ansetzung mit zwei Sonntagen trotz der letztlich erträglichen Zahlen anhielt, überwog alles in allem der Zuspruch. Die Veranstaltung wurde von einem kleinen Team höchst professionell organisiert. An 60 Rennen nahmen mehr als 600 Pferde teil und bescherten den Wettern am Totalisator zumeist lohnende Auszahlungen.

Das Gros der Besucher lobte den Service auf dem Hippodrom: zum Beispiel informative Interviews zwischen den Starts, schnelle Quoten, Vollblüter und Jockeys quasi "zum Anfassen", den sogenannten Marktplatz mit seinen kleinen Zelten, Siegerehrungen wieder vor der Waage und ein vielfältiges Gastronomieangebot. Das Rahmenprogramm mit Modenschau, Schleppjagd sowie dem Profiteam des Hamburger SV konnte sich sehen lassen. Und bei welcher Sportart sonst kostet ein Sitzplatz auf dem Balkon der Haupttribüne für sechs Tage nur 90 Euro? Vom guten Gelingen in Horn überzeugte sich am Derbytag auch Hamburgs Innen- und Sportsenator Michael Neumann. "Es gibt noch nichts Neues", hieß es zum Thema Doppelrennbahn zwar aktuell aus dem Rathaus. Dennoch ist klar, dass der Senat bis zum Herbst die Weichen für eine neue Anlage für Galopper wie Traber in Horn stellen will - ermöglicht durch einen Verkauf der Trabrennbahn in Bahrenfeld zugunsten des Wohnungsbaus.

Doch mahnt das schlechte Beispiel der Elbphilharmonie-Finanzierung zur Vorsicht. Wenn am 7. Juli kommenden Jahres das 144. Deutsche Derby gestartet wird, kann sicherer für die Zukunft geplant werden. Vielleicht steht dann ein Renntag weniger auf dem Programm. Fest steht, dass es 2013 wieder an zwei Wochenenden Galopp in Hamburg gibt und dass die Entscheidung um das Blaue Band traditionsgemäß zum Finale fällt.