Die Stute Ovambo Queen siegt im Hansa-Preis nach Zielfoto-Entscheid vor dem Favoriten Waldpark, dem Derbysieger des Vorjahres.

Hamburg. Es sind derzeit wahrhaftig nicht die Tage des Berufsrennreiters Eduardo Pedroza. Nachdem der 37 Jahre alte Panamese bereits im Deutschen Derby am Sonntag auf dem heißen Favoriten Novellist den zweiten Platz belegte, musste er sich gestern Abend auch im zweiten Hauptereignis des Meetings geschlagen geben. Auf Waldpark, dem Derbysieger des Vorjahres, blieb ihm im Idee-Hansa-Preis erneut nur der Ehrenplatz. Und wieder war es knapp. Nach erbittertem Kampf hatte am Ende des über 2400 Meter führenden Grupperennens II die Stute Ovambo Queen nach Zielfotoentscheid eine Nase Vorsprung vor dem 25:10-Favoriten Waldpark. Dritter war der Schlenderhaner Atempo (Adrie de Vries) zweieinhalb Längen zurück.

Für Experten kam der Rennausgang trotz Waldparks Niederlage nicht überraschend. Für einen Euro gab es in der Dreierwette 26 zurück. Die fünfjährige Ovambo Queen (Quote: 34:10 Euro) hatte ihre enorme Form bereits im Großen Preis der Badischen Unternehmer am 20. Mai in Iffezheim angedeutet. Hinter Danedream, dem besten deutschen Galopper und Triumphator im Prix de l'Arc de Triomphe 2011, war die dunkelbraune Stute damals Zweite.

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Gestern in Hamburg Horn ritt Ovambo Queen zur Tat. Der amtierende Jockeychampion Filip Minarik war im Finish genau im richtigen Zeitpunkt zur Stelle und rang den Rivalen Waldpark energisch nieder. "Ich hatte ein sehr gutes Gefühl", sagte Minarik nach Ehrenzeremonie mit der deutschen Nationalhymne, "vor dem Zielfoto überkamen mich dann aber doch Zweifel." Gut für ihn, dass diese unberechtigt waren. Für den Triumph gab es 40 000 Euro von insgesamt 70 000 Euro Preisgeld. Die Ehrung wurde von Edda und Albert Darboven vorgenommen.

Im Sattel des Hengstes Silvaner hatte Terence Hellier als Sechster unter sieben Startern keine Chance. Der 46-Jährige konnte von Glück sagen, überhaupt am Hansa-Preis teilnehmen zu können: Beim siegreichen Ritt im ersten Rennen auf Forever Beauty wurde der in Köln-Nippes geborene Engländer im Ziel aus dem Sattel katapultiert und aufs Geläuf geschleudert. Hart wie "Terry" bekanntlich ist, ließ er sich kurz von Bahnarzt Peter Wind behandeln und stieg später wieder aufs Pferd. Zwei Starts später gab es einen weit schlimmeren Unfall: Der Wallach Russian Affair brach sich das rechte Vorderbein und musste eingeschläfert werden.

Wegen der aktuellen Terminierung weilten gestern bei freiem Eintritt nur 5000 Zuschauer auf dem Hippodrom. Für einen Wochenrenntag ist das zwar eine sehr anständige Zahl, jedoch kein Vergleich zum Sonntag, an dem der Hansa-Preis normalerweise organisiert wird. Das starke Programm hätte mehr Zuspruch verdient gehabt. Entsprechend groß war der Stimmungsverlust. Aus Furcht vor der Fußballkonkurrenz ist die Veranstaltung diesmal in zwei Teile gesplittet, sodass gestern die zweite Halbzeit begann - im Anschluss an das Deutsche Derby vor drei Tagen.

Verständlich daher, dass der Wettumsatz diesmal mit 324 637 Euro unter dem des letztjährigen Hansa-Tages lag. 2011 flossen 358 020 Euro durch die Toto- und auswärtigen Wettbürokassen. Im Gegenzug verspricht sich der Hamburger Renn-Club (HRC) durch eine Liveübertragung in die französischen Zockerbistros eine Provision von insgesamt knapp 150 000 Euro.

Heute, am vorletzten Tag des Derbymeetings, wird das erste Rennen um 16.40 Uhr gestartet. Sportlicher Höhepunkt ist der mit 20 000 Euro dotierte Hamburg-Dresden-Pokal über 3200 Meter. Der "Lange Hamburger" ist die älteste Prüfung der Rennwoche. Als Favorit wird der sechsjährige Hengst Tres Rock Danon mit Alexander Pietsch im Sattel gehandelt. Außenseiter im nur sechsköpfigen Feld sind zwei ausländische Gäste. Die Stute All My Heart reist aus England an; ihre gleichfalls vierjährige Rivalin Tidespring wurde im Transporter aus Frankreich nach Hamburg geschickt. Letztere gehört Scheich Mohammed al Maktoum und würde den Wettern im Falle eines Sieges etwa den zehnfachen Einsatz bescheren.

Partner der Veranstaltung mit freiem Eintritt auf dem Sattelplatz ist der Hamburger SV, unter dessen Patronat auch das Seejagdrennen steht. Bei diesem publikumswirksamen Spektakel über Hürden und 3600 Meter muss der Teich inmitten der Bahn durchquert werden. Am Preis des HSV um 17.55 Uhr an dritter Stelle der Karte nimmt auch der Wallach Paolo teil - nach Form allerdings ohne Chance. Neben dem HSV-Vorstandsvorsitzenden Carl Jarchow, der am Sonnabend bereits Gast des traditionsreichen Derbydinners im Atlantic-Hotel war, sowie Trainer Thorsten Fink haben auch mehrere Profis ihren Besuch angekündigt.