Hamburg. Er hat nächtelang gegrübelt statt geschlafen, doch gestern hat die Erleichterung wieder Einzug gehalten in Michael Timms Leben. Am späten Vormittag erklärte der Cheftrainer des Hamburger Profiboxstalls Universum Geschäftsführer Waldemar Kluch seine endgültige Entscheidung, die einstige Weltmeisterschmiede nach fast 15 Jahren zu verlassen. Timm, der im November 50 Jahre alt wird, hat sich entschlossen, das Angebot des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV) anzunehmen und Leiter des Bundesstützpunkts Schwerin zu werden. Dort soll er am 1. August seinen Dienst antreten. Kluch stimmte einem Auflösungsvertrag zu, die genauen Modalitäten müssen noch ausgehandelt und die Abkommen unterzeichnet werden. Dies soll in den kommenden Tagen passieren.

"Ich bin erleichtert, dass die Entscheidung durch ist", sagte Timm, der seit Monaten mit sich gehadert hatte, weil er seine Sportler nicht im Stich lassen wollte. Dass die unsichere Situation bei Universum, das seit dem Ablauf des Fernsehvertrags mit dem ZDF im Juli 2010 einen neuen TV-Partner sucht, um hochkarätige Kampfabende finanzieren zu können, der Hauptgrund für seinen Abschied ist, dementierte Timm gestern erneut glaubhaft. Vielmehr seien persönliche Umstände ausschlaggebend für den Wechsel gewesen.

"Ich merke, dass mir das tägliche Pendeln zwischen Hamburg und Schwerin zur Last wurde. Jetzt kann ich an meinem Wohnort arbeiten. Vor vier Jahren habe ich dieses Angebot abgelehnt, diesmal wusste ich: Wenn ich wieder ablehne, kriege ich es nie wieder", sagte er. Zudem sei die Aussicht, mit jungen Amateuren zu arbeiten und diese zu formen, sehr verlockend. "Dieses Angebot wäre auch in besten Universum-Zeiten reizvoll gewesen", sagte er. Dass mit seinem Abgang - Timm gilt als Herz und Seele Universums - der Niedergang des Stalls programmiert sei, wies er zurück. "Mit Universum wird es weitergehen, da bin ich mir sicher."

Das glaubt natürlich auch Kluch, der den Kampf um seinen Cheftrainer erst aufgeben will, wenn der Auflösungsvertrag tatsächlich unterzeichnet ist. "Dennoch sind wir nicht blauäugig und haben uns bereits um einen Nachfolger gekümmert", sagte er. Dieser soll in der kommenden Woche vorgestellt werden. Derzeit ist mit Artur Grigorian nur ein Trainer für die verbliebenen zehn Sportler unter Vertrag. Timm hat deshalb bereits angeboten, in der Übergangszeit seine Athleten weiter auf deren Kämpfe vorzubereiten, sofern sie dafür nach Schwerin kommen. Die Trennung zwischen Amateur- und Profibereich verbietet lediglich, dass er bei Profikämpfen in der Ecke sitzt. Auch als Berater steht er weiterhin zur Verfügung. "Auch wenn sich die Wege trennen", sagt er, "werde ich nie vergessen, was ich an Universum hatte!"