Fünf deutsche Tennisprofis sind in Wimbledon noch im Wettbewerb

London. Ein deutsches Quintett um die beiden Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber und Angelique Kerber steht in der dritten Runde von Wimbledon. Fußballfan Kohlschreiber kam mit einem 6:1, 7:6 (7:2), 6:1 gegen den Tunesier Malek Jaziri im Schnelldurchgang vor dem EM-Halbfinale der deutschen Nationalelf weiter. "Der Plan ist, dass ich erst gewinne und dann mit Flo Mayer, Tobi Kamke und den Coaches Fußball schaue", hatte die Nummer 30 der Tenniswelt angekündigt.

Die Weltranglistenachte Kerber und Fed-Cup-Kollegin Julia Görges nahmen ihre Zweitrundenhürden nach Anlaufschwierigkeiten am Ende souverän: die Kielerin Kerber gegen die Russin Jekaterina Makarowa mit 7:5, 6:3, die Bad Oldesloerin Görges mit 7:6 (7:3), 6:2 gegen die Weißrussin Anastasia Jakimowa. Am Vortag waren schon Florian Mayer und Vorjahreshalbfinalistin Sabine Lisicki erfolgreich.

Bundestrainerin Barbara Rittner war stolz, dass von ihren fünf gestarteten "Mädels" noch drei die Chance auf die zweite Turnierwoche haben. "Da gehören sie auch hin!" Besonders angetan war sie von Kerbers Auftritt: "Geiles Match! Das hätte ein Viertelfinale sein können." Die 24 Jahre alte Kerber meinte erleichtert: "Das war ein unglaubliches Niveau und hätte ein, zwei Runden später sein können. Umso glücklicher bin ich, dass ich durch bin." Makarowa hatte beim Rasenvorbereitungsturnier in Eastbourne unter anderem die tschechische Wimbledonsiegerin Petra Kvitova bezwungen.

Um die 30 Grad Celsius herrschten gestern im All England Lawn Tennis and Croquet Club. Der englische Stadionsprecher hatte einen "Tag für Sonnencreme" ausgerufen. Und Kohlschreiber liebt solche Hitze. In Runde eins hatte er mit seinem Fünfsatzsieg gegen Tommy Haas seine Fitness unter Beweis gestellt. Nun winkt ihm ein Duell mit dem zweifachen Wimbledonsieger Rafael Nadal, den er im Viertelfinale von Halle jüngst besiegt hatte. Da spielte der Spanier nach seinem Triumph bei den French Open weit unter Form.

Auch auf die an Nummer 22 gesetzte Julia Görges wartet nun eine reizvolle Aufgabe: Im Aufeinandertreffen zweier Tennis-Beautys bekommt sie es mit der wiedererstarkten Ex-Weltranglistenersten Ana Ivanovic aus Serbien zu tun. Kerber geht auch ins nächste Match als Favoritin: Die Deutsche mit dem höchsten WTA-Ranking seit dem Rücktritt von Steffi Graf 1999 trifft heute auf US-Youngster Christina McHale. Den bisher einzigen Vergleich mit der 20 Jahre alten Nummer 28 der Setzliste hat die Norddeutsche jedoch im Vorjahr im kalifornischen Indian Wells auf Hartplatz in drei Sätzen verloren. Lisicki - auf dem Weg aus dem Formtief zurück zu alter Stärke - spielt ebenfalls gegen eine US-Newcomerin: die 20-jährige Sloane Stephens. "Bine kann sich noch steigern", meinte Rittner.

Ausgeschieden sind Benjamin Becker und Björn Phau. Der Mettlacher Becker verlor seine Hängepartie vom Vortag gegen den Tschechen Radek Stepanek 2:6, 6:7 (4:7), 3:6. Phau aus Weilerswist, überhaupt erstmals seit sechs Jahren wieder in der zweiten Runde bei einem Grand-Slam-Turnier, unterlag dem dreimaligen Wimbledonfinalisten Andy Roddick 3:6, 6:7 (1:7), 3:6.