Die Leidenschaft von Henry Peters, 15, ist zeitintensiv und teuer

Hamburg. Diese Liebe, Henry Peters weiß das, wird bald zu Ende gehen, von einem Tag auf den anderen. Diese besondere Nähe zum Wasser, verbunden mit dem Gefühl, ganz auf sich allein gestellt zu sein. Ein paar Wochen nur noch darf Henry Peters es auskosten. Mitte Januar wird er 16 Jahre alt, und dann darf er seinen Optimisten nicht mehr segeln, so sieht es das strenge Reglement vor.

"Das ist sehr schade, ich wäre gern noch viel länger dabeigeblieben", sagt Henry Peters. Immerhin wird er später einmal behaupten können, auf dem Höhepunkt aufgehört zu haben. Vom Silvestertag an vertritt er den Deutschen Optimist-Dinghy-Verband bei der Weltmeisterschaft in Napier an der neuseeländischen Hawke Bay. Ein Platz unter den besten 50 der 300 Teilnehmer, das wäre für Henry Peters der perfekte Abschied.

Begonnen hat seine große Liebe zur kleinen Jollenklasse vor acht Jahren: Bei einem Familienurlaub in Dänemark ging Peters zum ersten Mal an Bord eines Optimisten. Kurz darauf war er schon Mitglied beim Mühlenberger Segel-Club, wie seine beiden großen Brüder auch. Es war eine Herausforderung: "Bei der ersten Fahrt landete ich gleich im Wasser." Es stimmt schon: Optimisten können dank ihrer Auftriebskörper nicht sinken. Kentern aber sehr wohl. Überhaupt gilt es mit einigen Vorurteilen hinsichtlich dieser Bootsklasse aufzuräumen, findet Peters' Trainerin Grit Müller: "Auf diesem Niveau ist Optimistensegeln Leistungssport mit hohen Anforderungen an die Fitness." Bei großen Regatten verbrächten die Jugendlichen täglich viele Stunden auf dem Wasser. Und jede Welle wolle durch Körpereinsatz ausgeglichen werden.

Müller, kürzlich vom Hamburger Sportbund als Trainerin des Jahres ausgezeichnet, betreut beim MSC 120 junge Segler - und die Nachfrage steigt weiter. Müller kann sich keinen besseren Einstieg in ihren Sport vorstellen: "Wer den Opti beherrscht, weiß, worauf es beim Segeln ankommt." Von den Medaillengewinnern der Olympischen Spiele 2008 haben die meisten einmal in dieser klassischen Jüngstenklasse angefangen. Auch in den Spitzenverbänden hat man die Bedeutung der Optimistenjolle als Ausbildungsboot erkannt. So fördert das neu gegründete Audi Sailing Team Germany auch Peters' WM-Teilnahme. Etwa 8800 Euro kostet der Trip nach Neuseeland. Knapp die Hälfte wird wohl Henry Peters' segelbegeisterte Familie selbst schultern müssen.

Im Hinblick auf sein Fernziel, die Olympischen Spiele 2016 in Rio, könnte die Regatta in Neuseeland allerdings eine wertvolle Erfahrung sein. Vergangenes Jahr war er schon bei der EM in Polen dabei - und fiel am letzten Tag vom zwölften Platz noch weit zurück. Für die WM wiederum qualifizierte er sich bei der Ausscheidung in Rostock erst in letzter Minute nach einer famosen Aufholjagd. "Henry hat uns an den Rand des Wahnsinns gebracht", erinnert sich Trainerin Müller, "aber er hat gezeigt, dass er ein Kämpfer ist."

Nach der WM wird Peters in die 420er-Jolle umsteigen, notgedrungen. Ein Freund aus Kiel soll sein Partner werden. Wer den Steuermann macht und wer den Vorschoter, wird noch zu klären sein. Und auch, ob es der Anfang einer neuen Liebe wird.