Hamburg. Auf den heimatlichen Duft von Glühwein und Lebkuchen muss Jos Hermens in diesen Tagen verzichten. Der neue sportliche Leiter des Haspa-Marathons Hamburg verbringt die Weihnachtszeit in Addis Abeba bei Äthiopiens Lauflegende Haile Gebrselassie, dessen Freund und Manager er seit vielen Jahren ist.

Hamburger Abendblatt:

Herr Hermens, konnten Sie Haile Gebrselassie schon von einem Start in Hamburg überzeugen?

Jos Hermens:

Leider nicht. Er hat sich schon vor längerer Zeit auf den Tokio-Marathon Ende Februar festgelegt. Aber man weiß nie!

Können Sie uns schon andere Athleten versprechen?

Hermens:

Wir müssen erst die Trainingslager in Kenia und Äthiopien abwarten und sehen, wer wie in Form kommt. Wichtig ist, dass wir aus einer großen, gut vorbereiteten Trainingsgruppe auswählen können. Am Ende werden einige sehr gute Athleten nach Hamburg kommen, da bin ich sicher.

Was ist wichtiger für die Weiterentwicklung des Haspa-Marathons: mehr Teilnehmer oder schnellere Zeiten?

Hermens:

Beides. Mit einer besseren Spitze haben wir auch mehr Strahlkraft in die Breite, national wie international. Viele Hobbyläufer wollen gern auf einer schnellen Strecke laufen, um sich persönlich zu verbessern. Die Attraktivität der Stadt ist ohnehin gegeben.

Wie ist es um Hamburgs Ruf in der Spitzenläuferszene derzeit bestellt?

Hermens:

Er ist traditionell gut. In den letzten Jahren allerdings kam der Eindruck auf, es sei zu wenig Geld für die Spitzenläufer vorhanden.

Ihr Etat wurde etwa verdoppelt auf 350 000 Euro. Was ist damit möglich?

Hermens:

Es sollte reichen, um eine Männersiegerzeit von 2:06, vielleicht 2:05 Stunden zu erzielen, also den Streckenrekord anzugreifen. Für den Weltrekord bräuchte man wohl noch etwas mehr. Die anderen Marathons haben große Fortschritte gemacht, wir wollen jetzt nachziehen. In Frankfurt lag die Siegerzeit nur vier Sekunden über dem Weltrekord. Ich denke, das können wir in Hamburg auch schaffen.

Gibt die Strecke diese Zeiten her, oder bedarf es eines neuen Kurses?

Hermens:

Es gibt in der Tat zwischen Kilometer sechs und acht und um 40 herum zwei schwierige Passagen, die man in Frankfurt nicht hat. In Berlin geht es ab Kilometer 32 sogar nur noch bergab. Das macht einen Unterschied. Aber die Streckenführung sollte auch zur Stadt passen. Deshalb würde ich vor einer Änderung Menschen konsultieren, die ein Gespür für Hamburg haben. Es muss eine gute Mischung sein.