Die Karrieren von Tobias Kamke und Julian Reister entwickelten sich im Tennisjahr 2011 völlig konträr

Hamburg. Ein gemütliches Weihnachtsfest fällt auch in diesem Jahr aus, aber Tobias Kamke würde es nicht einfallen, darüber zu klagen. Am zweiten Feiertag das Flugzeug zu besteigen, um ans andere Ende der Welt zu fliegen, das ist für den Tennisprofi längst Gewohnheit geworden, und er freut sich auf die kommenden Wochen mit Turnieren in Brisbane, Auckland sowie den Australian Open in Melbourne. "Australien ist immer schön", sagt er.

Im November hatte der 25 Jahre alte Lübecker, der seit Oktober in Winterhude lebt, die Saison 2011 mit dem Triumph beim Challengerturnier im englischen Loughborough abgeschlossen. Danach hat er Pause gemacht, das erste Mal seit Jahren drei Wochen am Stück, und sich Zeit genommen, seine Jahresbilanz zu ziehen. Sie fällt durchwachsen aus. "Ich bin nicht ganz zufrieden, denn ich habe mein Ziel nicht erreicht", sagt er. Das Ziel war gewesen, die Top 50 der Weltrangliste anzugreifen, nachdem er die Saison 2010 auf Platz 67 beendet hatte und von der Herrentennisorganisation ATP als "Newcomer des Jahres" ausgezeichnet worden war.

Nun steht Kamke zum Jahresausklang auf Position 96, aber weil er viel gelernt hat in den vergangenen zwölf Monaten, überwiegt in der Bilanz das Positive. Man dürfe eben nicht vergessen, dass er erstmals in seiner Karriere fast ausschließlich ATP-Turniere und kaum Challenger gespielt hat. "Sich auf diesem Niveau Woche für Woche zu behaupten, daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Dass ich mich dennoch in den Top 100 gehalten habe, ist deshalb ordentlich", sagt er.

Der Unterschied zu vorangegangenen Spielzeiten war, dass ihn seine Gegner als ernsthaften Konkurrenten wahrnahmen und nicht "als einen, der ab und zu mal die Qualifikation schafft". Im März und April, als er eine Serie von teils heftigen Erstrundenpleiten zu verkraften hatte, war er deshalb in ein Loch gefallen. "Mich zu motivieren, gegen die gleichen Leute anzutreten, die mich kürzlich vernichtend geschlagen haben, das fiel mir schwer. Aber es war eine gute Schule", sagt er.

Sein Ziel, die Top 50 zu erreichen, hat Kamke deshalb nicht aus den Augen verloren, im Gegenteil. Er glaubt mehr denn je daran, es erreichen zu können. "Ich hatte nach dem Urlaub eine tolle Vorbereitung, fühle mich richtig fit. Und ich denke, dass die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, mir sehr weiterhelfen werden", sagt er.

Völlig konträr hat sich dagegen die Karriere seines Kumpels Julian Reister entwickelt, mit dem er sich Trainer Ralph Grambow teilt. Der 25-Jährige musste wegen anhaltender Schulterprobleme mehrere Monate pausieren. Nach einem Comeback im November brach die Blessur erneut auf. Die Konsequenz: Reister wird nicht mit Kamke nach Australien fliegen, sondern im Januar eine vierwöchige Reha in Köln absolvieren. "Das Jahr war völlig verkorkst und hat mich ziemlich zermürbt", sagt er. Für 2012 hat der von Position 114 auf Rang 231 abgerutschte Reinbeker deshalb nur ein Ziel: "Gesund werden!"