Die Kanupolo-Europameisterinnen Katharina Kruse und Jennifer Niss werben für ihren Sport

Hamburg. Das große Spruchband an der Fassade des Alster-Canoe-Clubs an der Außenalster in Eppendorf ist nicht zu übersehen. "Herzlichen Glückwunsch unseren Kanupolo-Europameisterinnen Katharina Kruse und Jennifer Niss", steht dort seit einigen Wochen. Aber wer sind die beiden?

Kanupolo mutet ruppig an, wenn die Spieler mit Gesichtsmasken in ihren Einerkajaks durch das Wasser paddeln und versuchen, mit der Hand oder dem Paddel einen Ball ins gegnerische Tornetz zu werfen. Es ist ein Mannschaftssport, bei dem zwei Teams mit je fünf Spielern gegeneinander antreten. An diesem Tag spielen Männer und Frauen gemischt im Schwimmbad Rahlstedt. Es ist Saisonende und dieses Turnier der spaßige Abschluss der Kanupolo-Saison. Für Katharina Kruse, 21, aus Farmsen und ihre Mitspielerin Jennifer "Jenny" Niss, 21, aus Barmbek-Süd war es ein erfolgreiches Jahr. Mit der deutschen U21-Nationalmannschaft sind die Hamburgerinnen in Madrid Europameister geworden.

Früher, sagt Katharina Kruse, ist sie acht Jahre geritten. Mit dem Kanupolo hat sie angefangen, als sie 15 Jahre alt war. "Das ist eigentlich etwas zu spät. Die meisten fangen mit neun an." Zunächst konnte sie weder werfen noch paddeln - und ist doch hartnäckig geblieben. "Es hat mich einfach gefesselt." Vor allem die gute Stimmung auf Turnieren, die netten Leute, die sie durch den Sport kennengelernt hat, gefallen ihr. "Ich bin groß und habe lange Arme, das hilft", sagt Katharina Kruse.

Jennifer Niss dagegen ist durch ihre Eltern mit dem Kanusport aufgewachsen. "Aber einfach immer nur geradeaus um die Wette zu fahren, das war mir zu langweilig", sagt sie. Sie ist nicht nur Europameisterin, sondern Vizewelt- und deutsche Meisterin. Beide sind nominiert für den A-Kader. Ende Dezember ist das Auswahltrainingslager. Dem Sport fehlt es an Nachwuchs und an Bekanntheit. "Sponsoring gibt es kaum", sagen die beiden, die seit vier Jahren zusammenspielen.

Für ihren Aufenthalt während der Europameisterschaft in Madrid mussten sie 600 Euro aus eigener Tasche dazuzahlen. "Wir würden uns schon darüber freuen, wenn ein Sponsor unsere T-Shirts einheitlich gestalten würde", sagt Jennifer. In Hamburg gibt es drei Vereine, die Kanupolo auf Turnierniveau betreiben: den Biller Wassersport Schwalbe, den Alster-Canoe-Club und den Hamburger Kanu-Club.

Im Winter steht kein tägliches Training auf der Außenalster mehr an, sondern Kraftsport und Ausdauer. "Im Winter ist es hart, sich zu motivieren, im Dunkeln joggen zu gehen", sagt Jennifer Niss. Sie wird sich auf ihr Lehramtsstudium für Sachunterricht und Mathematik in Lüneburg konzentrieren. Katharina Kruse möchte für längere Zeit nach Irland und dort auf einem Pferdegestüt jobben, und später gern mit auffälligen Jugendlichen arbeiten.

Im Inneren des Klubhauses des Alster-Canoe-Clubs haben sie übrigens ein zweites Plakat zu Ehren ihrer Europameisterinnen aufgehängt. Das mit dem Banner, sagt Kruse, "ist mir schon ein bisschen peinlich".