Die Damenteamchefin zieht eine durchweg positive Bilanz des Tennisjahres 2011

Hamburg. Ist es nicht schön, dass es Menschen gibt, die nach einem Jahr, das geprägt war von Krisen unterschiedlichster Art, mit Inbrunst sagen können: "Es war wirklich ein rundes Jahr!"? Barbara Rittner hat diesen Satz gestern ausgesprochen, und wer der 38-Jährigen dabei ins Gesicht schaute, der konnte die ehrliche Freude sehen, die die Teamchefin der deutschen Tennisdamen im Rückblick auf eine außergewöhnliche Saison empfindet.

Erstmals seit vielen Jahren stehen die - wahrlich nicht gerade erfolgreichen - Herren beim Deutschen Tennis-Bund (DTB) wieder im Schatten der Damen. Angeführt von ihrer extrovertierten Nummer eins, Andrea Petkovic, 24, aus Darmstadt, spielten sich mit Julia Görges (23, Bad Oldesloe), Angelique Kerber (23, Kiel) und der Berlinerin Sabine Lisicki, 22, drei weitere DTB-Asse in den Vordergrund. Lisicki, Nr. 15 der Weltrangliste, schaffte es in Wimbledon ebenso ins Halbfinale wie Kerber, Nr. 32, bei den US Open. Görges, Nr. 21, gewann den prestigeträchtigen Porsche-Cup in Stuttgart. Petkovic, Nr. 10, stand in drei Grand-Slam-Viertelfinals.

Im Fedcup, dem Mannschaftswettbewerb analog zum Daviscup bei den Herren, schaffte Rittner mit ihrer Auswahl die Rückkehr in die Weltgruppe, und weil auch den anderen Nationen das "neue deutsche Fräulein-Wunder" nicht verborgen geblieben ist, gilt die DTB-Auswahl in der Saison 2012 als Geheimfavorit auf den Titelgewinn.

Im Viertelfinale wartet am 4./5. Februar in Stuttgart Titelverteidiger Tschechien. "Auch dort sind wir nicht unbedingt Außenseiter. Wir haben jetzt die Qualität, den Fedcup zu gewinnen. Und wir haben uns das auch als Ziel gesetzt", sagt die Teamchefin, die den Wettbewerb 1992 an der Seite von Steffi Graf und Anke Huber gewann.

Natürlich weiß auch die ehemalige Weltranglisten-24., dass die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit durch derlei Aussagen steigt und der Druck, das Erreichte zu bestätigen, auf ihrem Team lasten wird. Doch ein Grund zur Sorge ist das für sie nicht. "Die Mädels sind allesamt so stabil und haben ein dermaßen intaktes Umfeld, dass sie damit umzugehen wissen", glaubt sie. Die abgelaufene Saison habe gezeigt, dass Erfolge einer Spielerin die anderen automatisch zu mehr Leistung animiere. "Die Mädels spornen sich gegenseitig an, gönnen aber gleichzeitig den anderen auch den Erfolg. Das ist das Klima, in dem Topleistungen entstehen können", sagt sie.

Sollten Teile des Quartetts doch stagnieren, drängt sich der Nachwuchs schon auf. Besonders begeistert ist Rittner von der Entwicklung Carina Witthöfts. Die 16-Jährige vom Club an der Alster, 415 der Welt, soll durch regelmäßige Einheiten mit den Fedcup-Spielerinnen an das Topniveau herangeführt werden. "Sie ist sehr athletisch, hat ein tolles Umfeld. Bei ihr stimmt das Gesamtpaket. In zwei Jahren wird sie die Top 100 angreifen", lobt Rittner.