Waldemar Kluch, Geschäftsführer des Universum-Boxstalls, kündigte Investoren und TV-Partner an. Zwischenbilanz fällt düster aus.

Hamburg. Es war eine Aussage, die in der deutschen Berufsbox-Szene für ungläubiges Kopfschütteln sorgte. "Unsere neuen Investoren sind milliardenschwer. Wir wollen in Zukunft in jeder Gewichtsklasse einen Weltmeister haben. Es ist nicht die Frage, ob wir einen neuen TV-Partner finden, sondern welchen wir uns aussuchen." Waldemar Kluch hat diese Sätze am 28. Juni gesagt, als er im Hamburger Stadtteil Lohbrügge das neue Trainingszentrum des Universum-Stalls einweihte und die Zukunft der einstigen Weltmeisterschmiede, die der 53-Jährige als Geschäftsführer gestalten darf, umreißen sollte. Im Rahmen der Serie "Wiedervorlage" prüft das Abendblatt, was von dieser Aussage geblieben ist.

Die Fakten sprechen ein knappes halbes Jahr später eine deutliche Sprache. Einen einzigen Kampfabend hat es seitdem gegeben, Ende September im nicht fertiggestellten Trainingszentrum in Lohbrügge. Einen TV-Sender, der in Deutschland überträgt und dafür Geld zahlt, ist nicht in Sicht. Mögliche Investoren sind der Öffentlichkeit bislang vorenthalten worden. Nachdem die Sportler, die Ende September gekämpft hatten, erst zwei Monate später ihre Börsen überwiesen bekamen, wurde hinter vorgehaltener Hand sogar von finanziellen Problemen gesprochen.

Waldemar Kluch weiß, dass viele ihn seit seinen vollmundigen Ankündigungen als Schaumschläger betrachten. Er weiß auch, dass viele glauben, er sei als Strohmann installiert worden, der im Falle eines Konkurses herhalten soll, damit Ex-Chef Klaus-Peter Kohl seinen Ruf als brillanter Geschäftsmann nicht verliert - Universum ringt seit dem Auslaufen des TV-Vertrags mit dem ZDF Ende Juli 2010 ums Überleben. "Ich versichere, dass all das falsch ist. Wir waren zu keinem Zeitpunkt zahlungsunfähig, und ich werde allen beweisen, dass ich Universum zu alter Stärke zurückführen kann", sagt er.

Um dies zu schaffen, hat Kluch das Unternehmen neu strukturiert. Kohl und dessen Schwiegersohn Dietmar Poszwa sind aus der Geschäftsleitung ausgetreten und nur noch über Beraterverträge und als Manager der 14 Boxer mit Universum verbunden. "Ich bin alleiniger Geschäftsführer und halte mit meinen Partnern 100 Prozent der Anteile", bestätigt Kluch.

Ihm sei wichtig, die in den USA übliche Trennung zwischen Promoter und Manager auch bei Universum zu vollziehen. "Dass in Deutschland Promoter und Manager üblicherweise eine Person sind, bringt nur Ärger. Ich möchte ein klares System."

Genau dieses habe er vermisst, als er sich nach der Übernahme einen Einblick in die alten Universum-Strukturen verschaffte. "Es sind viele Fehler gemacht worden. Die Vermarktung der Boxer lag brach, vor allem aber ist mit ihnen zu wenig gesprochen worden. Ich war geschockt über den fehlenden Teamgeist und davon, dass die Sportler kein Vertrauen mehr in ihren Boxstall hatten."

Seine Ankündigungen aus dem Juni tun Kluch deshalb leid: "Ich habe die Probleme, die es intern gab, erheblich unterschätzt. Ich hätte mich intensiver mit Universum beschäftigen müssen, bevor ich solche Dinge verkünde." Die Übergabe sei kompliziert gewesen, mit Kohl habe er sich deshalb sogar heftig gestritten. "Mittlerweile ist alles geklärt. Ich bin dankbar für die Unterstützung von Kohl und Poszwa bei der Weltverbandspolitik. Aber ich werde die Verhandlungen mit den Boxern künftig selbst führen, um Unklarheiten zu beseitigen."

Kluch will nichts beschönigen, er stellt sich der harschen Kritik und den Vorwürfen, aber er bittet auch um Verständnis dafür, dass die ersten Monate von "Aufräumarbeiten" geprägt waren. Er habe begonnen, intensive Gespräche mit allen Sportlern und Angestellten zu führen. Andererseits habe er auch gesehen, dass gewisse Konflikte - zum Beispiel der Vertragsstreit mit dem abwanderungswilligen Superweltergewichtler Jack Culcay - nur juristisch zu lösen sind. "Meine Einschätzung, Universum solle im Ring und nicht vor Gericht kämpfen, halte ich weiter aufrecht. Aber ich kann Herrn Kohl jetzt verstehen, dass er nach 30 Jahren im Geschäft auf die Zicken einiger Boxer und ihrer Berater keine Lust mehr hat", sagt er. Wer nicht mitziehen wolle, könne gehen. "Aber die Tür, die ich einmal zumache, öffne ich nicht mehr."

In den kommenden sechs Monaten will Kluch nun Ergebnisse liefern. Zwei Kampfabende sind geplant. Am 21. Januar soll in der Sporthalle Wandsbek geboxt werden, im März in Lohbrügge. Ein Zweijahresvertrag mit dem russischen Staatssender Rossija 2 über sechs bis acht Kampfabende pro Jahr ist unterschrieben. Mit mehreren deutschen TV-Anbietern sei er in positiven Gesprächen, heißester Kandidat ist der Bezahlsender Sky. Vier Boxer, die nach Olympia 2012 ins Profilager wechseln, hätten Vorverträge unterzeichnet. Und die Investoren werde er im März in Hamburg vorstellen. "Ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe Partner, die sehr viel Geld haben. Aber die wollen dafür auch Leistung sehen. Deshalb sind wir in der Pflicht, gute, ehrliche und erfolgreiche Kämpfe abzuliefern, damit man uns auch glaubt, dass wir es ernst meinen", sagt er. Rund 50 Firmenübernahmen hat der Deutschrusse in den vergangenen Jahren abgewickelt. "Ich weiß, was schiefgehen kann und dass manches länger dauert als gedacht. Aber ich verspreche nie etwas, was ich nicht halten kann", sagt er. Die nächste Wiedervorlage kommt bestimmt ...