Abwehrspieler trifft in der Nachspielzeit zum 2:1 – Jubilar Ballack vergibt hochkarätige Chancen

Leverkusen. Manuel Friedrich hat mit einem Last-Minute-Tor Vizemeister Bayer Leverkusen vorzeitig ins Achtelfinale der Champions League geführt und Michael Ballack ein triumphales Jubiläum im Europacup beschert. Der Abwehrspieler erzielte Sekunden vor Schluss den 2:1 (0:0)-Siegtreffer gegen den Topfavoriten FC Chelsea. Zuvor hatte im 100. Europacupspiel von Ballack der Schweizer Eren Derdiyok den Ausgleichstreffer erzielt (73.), nachdem Chelsea durch Didier Drogba zunächst in Führung gegangen war (48.).

Damit ist Bayer vor dem abschließenden Spiel bei RC Genk am 6. Dezember mit neun Punkten nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze zu verdrängen. Chelsea kämpft dagegen mit dem punktgleichen spanischen Klub FC Valencia um das zweite Achtelfinal-Ticket.

„Mit dem Ergebnis sind wir natürlich zufrieden. Man hat gemerkt, dass Chelsea momentan ein wenig verunsichert ist“, sagte Ballack dem TV-Sender Sky. Der Mittelfeldspieler rückte vor allem die intakte Moral des Leverkusener Teams in der Vordergrund: „Erst nach dem Gegentor hat man gesehen, was in dieser Mannschaft steckt, wie viel Talent da schlummert.“

Auch Trainer Robin Dutt lobte die Mannschaftsleistung. „Das Team hat sich unheimlich ins Zeug gelegt und letztlich auch verdient gewonnen.“ Der Schütze zum Ausgleich, Derdiyok, zeigte sich „überglücklich, dass ich die Mannschaft mit dem 1:1 wieder heranbringen konnte.“

Dabei hätte Ballack schon frühzeitig für klare Verhältnisse sorgen können. Erst setzte er einen Kopfball an die Latte (33.), in der zweiten Halbzeit verhinderte Ballacks früherer Teamkollege Petr Cech im Chelsea-Tor mit zwei Paraden das krönende Tor (58. und 59.).

In der ersten Halbzeit war die Ballack-Chance eine der wenigen Höhepunkte in einem Spiel, das lange von Taktik geprägt war. Keine der beiden Mannschaften wollte den möglicherweise spielentscheidenden Fehler begehen, sodass sich das Geschehen größtenteils im Mittelfeld abspielte. Dabei hatte Bayer in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel. Die Leverkusener kombinierten gefällig, aber nur bis zum Strafraum des viermaligen englischen Meisters. Danach wurde die Luft dünn.

Gesucht wurde im Leverkusener Spiel immer wieder Ballack, der als ordnende Hand im Mittelfeld das Spiel in die richtigen Bahnen lenken wollte. Und im Gegensatz zu den vergangenen beiden Spielen gegen den FC Valencia (2:1 und 1:3) war Bayer im 154. Europacupspiel der Vereinsgeschichte auch von Beginn an auf der Höhe. Ein Klassenunterschied, wie ihn der Marktwert beider Teams vielleicht vermuten ließ, war jedenfalls nicht festzustellen.

Dutt hatte seine Mannschaft im Vergleich zum Lautern-Spiel (2:0) auf einer Position verändert. Kapitän Simon Rolfes kam für Stefan Reinartz in die Startformation. Andre Schürrle, der zuletzt wegen eines grippalen Infekts gefehlt hatte, musste bis zur 57. Minute auf seinen Einsatz warten.

Chelsea, das zum Abschluss auf den Gruppenzweiten FC Valencia trifft, agierte lange Zeit verhalten und hatte erst in der 38. Minute die erste große Torchance. Nach einem Pass von Daniel Sturridge war Didier Drogba frei durch. Der ivorische Superstar umkurvte auch Bayer-Schlussmann Bernd Leno, konnte den Ball aus spitzem Winkel aber nicht mehr im Tor unterbringen. Der 19-jährige Bayer-Keeper erwies sich einmal mehr als sicherer Rückhalt, nachdem ihm in Valencia beim frühen Gegentor nach zwölf Sekunden noch ein Schnitzer unterlaufen war.

Zu Beginn der zweiten Hälfte war aber auch Leno machtlos. Nach einem langen Ball setzte sich Drogba gegen den halbherzig zu Werke gehenden Manuel Friedrich durch und setzte den Ball links unten ins Tor. Bayer zeigte sich von dem Rückstand geschockt und hatte Glück, dass Frank Lampard nur eine Minute später nicht auf 2:0 für die Blues erhöhte.

Bayer-Coach Robin Dutt reagierte prompt und brachte Joker Andre Schürrle ins Spiel. Mit dem Nationalspieler, der zuletzt wegen eines grippalen Infekts gefehlt hatte, kam mehr Schwung ins Bayer-Spiel. Es entwickelte sich mehr und mehr ein Schlagabtausch mit vielen Torraumszenen. Nach dem Ausgleich durch Derdiyok dauerte es aber bis in die Nachspielzeit, ehe Friedrich mit seinem Treffer die Leverkusener Arena zum Beben brachte.

Bayer Leverkusen - FC Chelsea 2:1

Leverkusen: Bernd Leno - Gonzalo Castro, Manuel Friedrich, Ömer Toprak, Michal Kadlec (ab 72. Derdiyok) - Daniel Schwaab (ab 57. Schürrle), Simon Rolfes - Lars Bender, Michael Ballack, Sidney Sam - Stefan Kießling

Chelsea: Petr Cech - Branislav Ivanovic, José Bosingwa, John Terry, David Luiz (ab 69. Alex) - Raul Meireles, Frank Lampard, Ramires - Juan Mata (ab 66. Malouda), Didier Drogba, Daniel Sturridge

Schiedsrichter: Viktor Kassai

Tore: 0:1 Drogba (48.) , 1:1 Derdiyok (73.) , 2:1 Friedrich (90.)

Zuschauer: 29.285

Beste Spieler: Leno, Ballack, Castro - Cech, Drogba

Gelbe Karten: Kießling (2), Kadlec (2), Ballack (2) - Ivanovic, Meireles (2)

Torschüsse: 9:13

Ecken: 10:0

Ballbesitz: 53:47 Prozent

Fouls: 13:8