Der Golfprofi siegt mit Platzrekord und der besten Schlussrunde der Geschichte

Shanghai. Es war einer dieser speziellen Tage. Die Putts fielen, einer nach dem anderen. Präzise wie ein Uhrwerk spielte sich Martin Kaymer auf dem Par-72-Kurs Loch für Loch nach vorne. Neun Birdies, kein Bogey, 63 Schläge, Platzrekord eingestellt: Am Ende einer grandiosen Aufholjagd am Sonntag stand der Sieg beim Turnier der hochkarätigen World-Golf-Championships-Serie in Shanghai. "Es war außergewöhnlich, es war brillant", sagte Kaymer. Nach einer fantastischen Runde mit 63 Schlägen, neun unter Platzstandard (Par 72), konnte der deutsche Golfstar seinen zweiten Turniersieg in diesem Jahr und den sportlich wertvollsten seiner Karriere nach der PGA-Meisterschaft 2010 feiern. "Er hat den Kurs auseinandergerissen", schwelgte ein britischer TV-Kommentator.

Mit 268 Schlägen (69+68+68+63), 20 unter Par, distanzierte Kaymer den nach drei Tagen führenden Schweden Fredrik Jacobson (271/67+66+67+71) um drei Schläge. Für den 17. Turniersieg seiner Profikarriere kassierte der Düsseldorfer ein Preisgeld von 842 218 Euro. Im "Race to Dubai", der Jahreswertung der europäischen Tour, die er im Vorjahr gewonnen hatte, verbesserte sich Kaymer damit auf Platz zwei hinter dem englischen Weltranglistenersten Luke Donald. Insgesamt 2 830 264 Euro Preisgeld hat Kaymer in diesem Jahr nun verdient.

"Martin hat mit diesem Sieg sein Saisonziel erreicht, er wollte unbedingt zwei Turniere gewinnen", sagte sein Hamburger Sprecher Dirk Schimmel. Seit dem Triumph in Abu Dhabi Ende Januar musste der Deutsche warten. 2011 war ein schwieriges Jahr. Durch den Sieg bei der PGA-Meisterschaft hatte er sich 2010 international ins Rampenlicht gespielt. Im Februar übernahm er gar die Spitze der Weltrangliste. Nach dem Sturz auf Platz sechs klettert er heute nun wieder auf Platz vier.

Über den Sommer aber überwog der Frust. Bei zwei Major-Turnieren (Masters, PGA) scheiterte er schon am Cut, er hatte Probleme und Pech auf den Grüns, arbeitete auch leicht an seinem Schwung. Das Jahr war solide, aber nicht brillant. Das änderte sich nun mit dem Sieg auf dem Sheshan International Golf Club. Von der fünften Bahn seiner dritten Runde an begann Kaymer, wie in einer eigenen Welt zu spielen. Auf den folgenden 32 Bahnen spielte er 15 Birdies ohne Bogey (ein Schlag über Par). Die 63 vom Sonntag ist die niedrigste Finalrunde eines Siegers in der Geschichte der WGC-Turniere.

Am Rande der offiziellen Dinnerparty sorgte Steve Williams, langjähriger Caddie von US-Star Tiger Woods, für einen Eklat. Der Neuseeländer beleidigte seinen Ex-Chef, mit dem er 13 Major-Turniere gewonnen hatte, als "schwarzes Arschloch". Stunden später entschuldigte sich Williams, der von Woods im Juni entlassen worden war, auf seiner eigenen Homepage.