Der Thai- und Kickboxer Sammy Masa findet im Lehramtsstudium den Gegenpol zum Kampfsport

Hamburg. Er hat sie schon oft gehört, diese Sprüche, dass es ja praktisch sei, als Lehrer ein professioneller Kampfsportler zu sein und sich gegen Schüler wehren zu können, die ihren Paukern zunehmend weniger Respekt entgegenbringen. Sammy Masa lacht, wenn er so etwas hört, weil er die Vorstellung tatsächlich amüsant findet. Aber natürlich hat er diese Hintergedanken nicht gehabt, als er vor einigen Jahren sein Jurastudium aufgab und sich stattdessen entschied, Gymnasiallehrer für Chemie und Biologie zu werden, denn sein Sport war ja viel früher ein wichtiger Teil seines Lebens gewesen als alle beruflichen Pläne.

Sammy Masa, 25, ist dreifacher deutscher Meister im Thai- und Kickboxen. Seit er sechs Jahre alt ist, hat er kaum einen Tag ohne Sport erlebt. Der gebürtige Hamburger, der seinen türkischen Vater nie richtig kennengelernt hat und bei seiner Mutter in Wandsbek und Langenhorn aufwuchs, spielte anfangs Fußball im Verein. Als er 17 Jahre alt war und eine Anfrage vom Regionalligaklub 1. SC Norderstedt vorliegen hatte, nahm ihn ein Freund mit ins Hummelsbüttler Major-Gym von Axel Wagner. Masa hatte neben dem Fußball Erfahrung in der Selbstverteidigungskunst Wing Tsun gesammelt, aber ihm fehlte der Körperkontakt. Im Kick- und Thaiboxen fand er seine Bestimmung. Dass sein Trainer Mirko Neuwerk Berufsschullehrer ist, gibt Masas Geschichte eine weitere kuriose Note.

"Ich liebe den Sport, weil er mich an meine körperlichen Grenzen und darüber hinaus bringt, ich aber gleichzeitig einen klaren Kopf behalten muss", versucht er die Faszination in Worte zu kleiden. Rund 40 Kämpfe im Muay Thai oder der abgemilderten Variante K 1, bei der Ellenbogenschläge ebenso untersagt sind wie dauerhafte Kniestöße im Clinch, hat er mittlerweile bestritten. An diesem Sonnabend (20.30 Uhr) tritt er im Audimax der Universität Hamburg zu einem von zehn Hauptkämpfen der renommierten "Get in the Ring"-Gala an. Gegner ist der Südafrikaner Nicolas Radley. Masa hat keinerlei Informationen über ihn, aber das stört ihn nicht. Er will seinen Stil durchziehen, egal, wer ihm gegenübersteht.

"Lowkick-Mongo" nennen sie den 193 cm langen und rund 86 kg schweren Kämpfer, der mit seinen langen Beinen und Armen gern versucht, seine Reichweitenvorteile auszuspielen, in der Szene. "Ich konnte schon immer gut kicken, vielleicht durch meine Fußballkarriere", sagt er. Durch den Kampfsport habe er seine Konzentrationsstörungen in den Griff bekommen. "Wenn man nach einem stressigen Tag nicht durch Selbstreflexion zur Ruhe kommt, dann ist Kampfsport ein tolles Ventil."

Seine Mutter habe aus Angst um seine Gesundheit zwar noch keinen seiner Kämpfe live gesehen, Fußball sei aber weitaus verletzungsträchtiger als Thai- und Kickboxen. Ein Zehenbruch war bislang seine schlimmste Blessur, schwer k. o. gegangen ist er noch nie.

Sein Studium ist für den HSV-Fan nicht nur der wichtigste Baustein für die Zukunft, da er mit seinem Sport kaum Geld verdienen kann, sondern auch ein Gegenpol zur körperlichen Ertüchtigung. "Mir ist es wichtig, mich auch geistig zu fordern", sagt Masa, der in der Freizeit neurobiologische Fachzeitschriften liest und ein hohes Interesse an Menschen hat, "biologisch, wirtschaftlich und philosophisch." Lehrer möchte er werden, "weil ich es besser machen möchte als die Lehrer, die ich hatte, und die es nur selten geschafft haben, sich auf einen Klassenclown, wie ich es war, einzustellen." Dass er seine Ziele ernst nimmt, beweist Masa im Ring. Sprüche lässt er mittlerweile lieber die anderen klopfen.