Laut einem “Spiegel“-Bericht überwies der Weltverband Gelder für Schiedsrichter auf ausländische Konten. Amerell bestätigt, Informant zu sein.

Hamburg. Bei den Steuerermittlungen gegen Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gerät nun auch der Weltverband Fifa ins Zwielicht. Laut einem Bericht des „Spiegels“ soll die Fifa deutschen Schiedsrichtern Honorare auch auf Konten im Ausland überwiesen haben. Das Magazin beruft sich auf Erkenntnisse süddeutscher Steuerfahnder, die an den Ermittlungen gegen 21 aktive und frühere Referees des DFB wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung beteiligt sind. „Bei den nicht versteuerten Einkünften und Umsätzen“, zitiert der „Spiegel“ aus einer Notiz, „geht es um Beträge im sechsstelligen Bereich“.

Die Fifa wollte mit Hinweis auf das „laufende Verfahren“ zu den Vorgängen keine Stellung nehmen. Die Steuerfahnder halten laut „Spiegel“ in einer Notiz fest: „Scheinbar ist die Fifa nicht an ordentlichen Abwicklungen interessiert.“

Der DFB stellte klar, dass er nicht Gegenstand des laufenden Verfahrens sei. „Erst wenn die Ergebnisse der laufenden Verfahren vorliegen, kann und wird der DFB eine Bewertung vornehmen“, erklärte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker.

Auslöser der Ermittlungen, die am Montag in ganz Deutschland zu einer Razzia bei Schiedsrichtern führten, ist der frühere Unparteiische Manfred Amerell. Über sieben Monate belieferte Amerell Steuerfahnder mit selbstrecherchierten Daten und Hintergrund-Informationen zu internationalen Spielen seiner früheren Kollegen. Das bestätigte Amerell am Wochenende.

Als „dauerhafter Zuträger“ erschien Amerell laut „Spiegel“ fast wöchentlich in den Büros der Beamten, „was ehrlich gesagt schon etwas nervt“, wie ein Fahnder festhielt. Aus Kreisen der Ermittler erfuhr das Magazin, dass viele der beschuldigten Schiedsrichter bereits geständig seien.

Mit dem DFB hatte Amerell schon mehrere juristische Auseinandersetzungen. Der Verband wirft dem 64-Jährigen vor, in seiner Funktion als Mitglied des DFB-Schiedsrichterausschusses über Jahre seine Amtspflichten verletzt zu haben.

Er soll Schiedsrichter Michael Kempter sexuell belästigt haben. Amerell weist den Vorwurf zurück und spricht von einvernehmlichen Kontakten zu dem 28- Jährigen. Amerell streitet inzwischen auch mit Kempter vor Gericht. Das Verfahren wurde bislang noch nicht beendet, in erster Instanz unterlag Amerell.

Am Freitag stellte der DFB bei der Staatsanwaltschaft in München Strafanzeige gegen unbekannt im Zusammenhang mit der am Montag in der DFB-Zentrale erfolgten Maßnahme der Steuerfahndung Augsburg. Hintergrund sind demnach Hinweise darauf, „dass Einzelheiten der Aktion der Steuerfahnder offensichtlich bereits im Vorfeld an die Öffentlichkeit gelangt waren“. Dies begründe „den Verdacht, dass Amtsträger pflichtwidrig Dienstgeheimnisse an Außenstehende weitergegeben haben.“

Außerdem mahnte der DFB Amerell und seinen Anwalt ab und forderte beide zur Abgabe einer Unterlassungserklärung auf. Der Grund ist die laut DFB unwahre Behauptung Amerells in Medienberichten, der DFB habe den Anwalt Christoph Schickhardt für dessen Mandaten Kempter bezahlt. (dapd)