Die Volleyballerin Mareike Hindriksen will beim VT Aurubis als Zuspielerin neben Kim Staelens reifen

Hamburg. Widersprechen will sie ihrem Trainer nicht direkt, aber vielleicht sei das Wort "mutig" dann doch nicht ganz passend gewesen, das Jean-Pierre Staelens benutzt hatte, als er gebeten wurde, seinen Neuzugang zu charakterisieren. Entschlossenheit statt Mut, sagt Mareike Hindriksen, sei es gewesen, die sie im Sommer dazu bewogen hat, vom VfB Suhl zu den Bundesliga-Volleyballerinnen des VT Aurubis zu wechseln. Wer sich eine Weile mit der 23-Jährigen unterhält, der spürt sofort, was sie meint. Mareike Hindriksen strahlt eine Zuversicht aus, die für Zweifel keinen Platz lässt.

Gezweifelt hatten viele, als sie hörten, dass die Zuspielerin nach einer vierjährigen Phase als Stammkraft in der nationalen Eliteklasse nach Hamburg wechseln und dort hinter der niederländischen Weltklassespielerin Kim Staelens, 29, der Tochter des Trainers, nur die zweite Geige spielen wollte. "Einige haben mich gefragt, warum ich einen Stammplatz aufgebe. Aber für mich ist der Wechsel kein Rückschritt, ich bin überzeugt davon, dass ich am Ende in meiner Entwicklung zwei Schritte nach vorn gemacht haben werde", sagt sie.

Die 1,82 Meter große Sport- und Geschichtsstudentin hatte die Situation gereizt, in einem Verein mit hohen Zielen spielen und dort von einer Topspielerin lernen zu können. Zwar habe sie schon in ihrer Jugendzeit in Emlichheim Gefallen daran gefunden, auf der Zuspielerposition die Verantwortung des Spielaufbaus zu übernehmen. Eine Jugendtrainerin hatte ihr typischen Zuspielercharakter bescheinigt: keine Angst davor, Entscheidungen zu treffen. Das galt auch abseits des Sports. Nach dem Abitur wechselte Hindriksen zwecks Studium in Köln 2007 zu Alemannia Aachen, 2010 dann wegen der sportlichen Perspektive nach Suhl. "Dennoch bin ich mit meinen 23 Jahren für eine Zuspielerin noch sehr jung, sodass ich mir bewusst bin, dass ich noch viel zu lernen habe", sagt sie.

Seit Kim Staelens Anfang Oktober nach der EM zu ihrem neuen Team stieß, ist sich Hindriksen noch sicherer als zuvor, den richtigen Schritt gegangen zu sein. "Die Trainingseinstellung in diesem Team ist so hoch wie bei keinem meiner bisherigen Vereine", sagt sie, "und Kim hebt dieses Training noch einmal auf ein anderes Level." Beide sprechen nach fast jeder Einheit über Spielzüge, und dass sie sich perfekt verstehen, liegt auch daran, dass Hindriksen, die nahe der niederländischen Grenze aufwuchs, Staelens' Muttersprache ebenso beherrscht wie umgekehrt. Sie profitiere vor allem davon, sich von der "Vorarbeiterin" in Sachen Abgeklärtheit inspirieren zu lassen. "Die Ruhe, mit der Kim Spielsituationen erfasst, ist beeindruckend", sagt sie.

Dennoch legt die Frau mit der markanten sternförmigen Narbe am linken Auge - Souvenir eines Kindergartenunfalls - Wert auf die Feststellung, nicht als Lehrling nach Hamburg gekommen zu sein. In den ersten drei Saisonspielen stand sie in der Startformation. Für das heutige Heimspiel (20 Uhr, Halle Neumoorstück) gegen Smart Allianz Stuttgart hat sich der Trainer noch nicht festgelegt, in seiner Zielsetzung für die Zusammenarbeit mit Hindriksen allerdings schon. Es sei seine Aufgabe, sie zu einer der besten deutschen Zuspielerinnen zu machen, sagt er. Mareike Hindriksen machen diese Worte stolz. "Das zeigt doch, dass er einiges von mir hält. Mein Ziel ist es, mich hier langfristig durchzusetzen", sagt sie. Das klingt entschlossen. Und auch ein wenig mutig.