FIFA-Referee Felix Brych hat wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung Angst um seine Reputation. Derweil attackiert der Anwalt von Michael Kempter den ehemaligen Obmann Manfred Amerell, der für die anonyme Anzeige verantwortlich zeichnen soll. Kempter selbst droht möglicherweise sogar eine Freiheitsstrafe.

Frankfurt/München. Schiedsrichter Michael Kempter sieht sich erneut Untersuchungen der Staatsanwaltschaft ausgesetzt. Der frühere FIFA-Unparteiische gehört zu jenen Referees, gegen die wegen Steuerhinterziehung ermittelt wird. Das berichtet Spiegel Online. Demnach ist Michael Kempter einer der Betroffenen des Verfahrens. Dies bestätigte dessen Anwalt Christoph Schickhardt am Dienstag. Berichte über eine Durchsuchung der Privaträume Kempters am Montag dementierte Schickhardt jedoch: „Eine Hausdurchsuchung bei Herrn Kempter gab es nicht.“

Wie „spiegel.de“ weiter schreibt, steht auch Felix Brych, FIFA-Schiedsrichter aus München, im Visier der Ermittler. „Ich kann nichts zum Stand der Ermittlungen sagen, da es sich um ein schwebendes Verfahren handelt“, sagte der 36-Jährige. Bei Brych sollen mehrere Steuerfahnder vorstellig geworden sein und Einsicht in Unterlagen genommen haben.

Unterdessen denkt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nicht daran, gegen Schiedsrichter, die wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten sind, eine Schutzsperre zu verhängen. DFB-Mediendirektor Ralf Köttker erklärte: „Das ist kein Thema. Eine Schutzsperre kann nur dann zur Anwendung kommen, wenn es sich um mögliche Verfehlungen im Rahmen der konkreten Schiedsrichtertätigkeit handelt, also zum Beispiel ein Manipulationsverdacht im Raum steht. Für ein eventuelles Fehlverhalten im privaten Bereich greift eine solche Maßnahme nicht. Der DFB wird das Ergebnis der laufenden Ermittlungen abwarten.“

Steuerfahnder sollen bei Michael Kempter (28) laut „spiegel.de“ in Anwesenheit seines Steuerberaters Abrechnungen gesichtet haben. Es soll um Spiele in den Jahren 2009 und 2010 gehen. „Dabei geht es aber keineswegs um kleine zweistellige Beträge. Die Summen liegen im fünfstelligen Bereich“, sagte ein Ermittler. Kempter war schon 2009 zu einer Steuerstrafe von 23.750 Euro verurteilt worden, er gilt daher als vorbestraft.

Im Schiedsrichterwesen geht es mittlerweile um stattliche Beträge. Ein Referee erhält pro Bundesliga-Einsatz 3.800 Euro, für einen Einsatz in der 2. Liga werden 2.000 Euro bezahlt. 750 Euro gibt es für eine Spielleitung in der 3. Liga, ein Regionalligaspiel wird mit 300 Euro vergütet. Dies teilte der DFB auf seiner Homepage mit. Zudem heißt es dort: „Die Sportkleidung wird normalerweise vom Verein gestellt. Die Fahrtkosten zu den Spielleitungen werden ersetzt.“

Ins Rollen gebracht hat die Welle der Überprüfungen von Schiedsrichtern „spiegel.de“ zufolge eine Anzeige von Manfred Amerell. Mit diesem setzt sich Kempter schon seit längerem juristisch auseinander. Amerell stellte den Informationen zufolge die Anzeige bei der Bezirksfinanzdirektion Augsburg, nachdem ihm während des Verfahrens wegen sexueller Nötigung immer wieder finanzielle Unregelmäßigkeiten bei den Einkünften von Kempter aufgefallen waren.

Die Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt am Main war am Montag von Beamten der Steuerfahndung durchsucht worden. Dies hatte der DFB mitgeteilt und zudem erklärt, die Steuerfahnder hätten Einsicht in Unterlagen aus dem Schiedsrichterbereich genommen. Hintergrund der Maßnahme, so der DFB, sei der Verdacht, dass Schiedsrichter ihre Einnahmen nicht ordnungsgemäß versteuert hätten.

In dem Verfahren geht es außerdem darum, dass Fahrten zu Spieleinsätzen doppelt abgerechnet worden sein sollen, beim DFB und beim Finanzamt. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte berichtet, bei der Durchsuchungsaktion habe es sich um ein abgestimmtes Vorgehen mehrerer Staatsanwaltschaften und Steuerfahndungen gehandelt. Razzien hätten auch bei mehreren Bundesliga-Schiedsrichtern stattgefunden, „vor allem in Süddeutschland“.

Die Nachrichtenagentur dapd hatte am Montag von der Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage erfahren, dass für die Durchsuchung der DFB-Zentrale die Staatsanwaltschaft München 1 verantwortlich ist. Deren Pressesprecherin Barbara Stockinger bestätigte der dapd, dass in München Ermittlungen in Gang gesetzt wurden. „Bei der Staatsanwaltschaft München 1 laufen Ermittlungsverfahren gegen drei Schiedsrichter im Zusammenhang mit dem Verdacht der Steuerhinterziehung und der schiedsrichterlichen Tätigkeit der Personen,“ erklärte Stockinger. „In diesem Zusammenhang wurde beim DFB ein Durchsuchungsbeschluss bei einem unbeteiligten Dritten vollzogen.“

DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach hatte gleich nach Bekanntwerden der Durchsuchung erklärt: „Es gibt keinerlei Vorwürfe gegen den DFB. Wir werden die Steuerbeamten bei den Ermittlungen selbstverständlich mit all unseren Möglichkeiten unterstützen. Die korrekte Versteuerung seiner Einnahmen obliegt jedem Schiedsrichter selbst.“