Bürgermeister Olaf Scholz, Boxweltmeisterin Susi Kentikian und Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste Gäste der 17. Hamburg Soirée

Hamburg. "Der Sport bietet heute eine der seltenen gesellschaftlichen Gelegenheiten, Menschen zusammenzubringen, Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenshintergründen. Er kann Brücken bauen, integrieren und versöhnen. Und er vermittelt uns, was bei vielen in Vergessenheit zu geraten droht: dass Anstrengung dazugehört, um im Leben voranzukommen." Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz, 53, erntete auf der 17. Hamburg Soirée im Hotel Vier Jahreszeiten viel Beifall für seine bekennenden Worte zu den Werten des Sports. Und Scholz weiß, wovon er spricht: "Seit zehn Jahren jogge ich, und ich habe mich sogar einmal als Boxer versucht, allerdings nur für eine Stunde, erst am Sandsack, dann beim Sparring. Seitdem schaue ich mir mit größtem Respekt Boxkämpfe im Fernsehen an."

Die zwei weiteren Gäste der Moderatoren Christian Hinzpeter (Agentur Hinzpeter & Wagner) und Jens Meyer-Odewald (Hamburger Abendblatt), Boxerin Susianna Kentikian, 24, und Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste, 27, konnten Scholz' Worten nur nickend beipflichten. Kentikians Lebensgeschichte ist dabei ein eindrucksvolles Beispiel für gelungene Integration. Der Sport spielte die Hauptrolle.

Nach ihrer Ankunft 1996 in Hamburg lebte die gebürtige Armenierin 18 Monate lang auf dem Wohnschiff "Bibby Altona" auf der Elbe, bevor sie mit ihrer Familie für sieben Jahre in ein Wohnheim in Langenhorn umzog. Die Angst, abgeschoben zu werden, erzählte sie, ließ sie ein Jahr lang kaum schlafen. "Bei jedem klitzekleinen Geräusch von draußen stand ich senkrecht im Bett und dachte, jetzt holt dich die Polizei ab." In dieser Zeit hatte sie angefangen zu boxen, "und ich habe schnell gemerkt, dass ich dadurch im Kopf frei werde". Ihre weitere Geschichte ist eine Erfolgsstory. Heute ist Susi Kentikian eine der erfolgreichsten Boxerinnen überhaupt, Weltmeisterin in drei Verbänden. Erst am vergangenen Freitag verteidigte sie in Frankfurt an der Oder ihre Titel erfolgreich. Trotz dieser Erfolge sei die Einbürgerung einer der schönsten Momente ihres jungen Lebens gewesen, das Gefühl, "es geschafft zu haben, endlich wieder eine Heimat zu haben".

Sport und Sportler sollen in Hamburg auch in Zukunft ihre Heimat finden. Mit der Dekadenstrategie, die Innensenator Michael Neumann in den vergangenen Monaten angeschoben hat, "wollen wir den Sport entwickeln, im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten", sagte Scholz. Dazu gehört bis zum Jahr 2020 die weitere Sanierung von Sportplätzen und -hallen. Experten schätzen, dass dafür rund 40 Millionen nötig wären. Allzu große Erwartungen dämpfte Scholz indes: "Wir werden uns miteinander auf die Diskussion einlassen müssen, was wir gemeinsam tun wollen, was geht und was nicht geht. Dazu holen wir weitere Expertisen ein. Der Budgetrahmen ist begrenzt, rund elf Milliarden heute, 12,5 Milliarden 2020. Wir werden uns vor keiner Entscheidung drücken. Aber ich versichere: Der Dekadenplan ist kein bloßes Stück Papier, sondern ein Aufbruchssignal für den Sport in unserer Stadt Hamburg."

So hat ihn auch Moritz Fürste gelesen. Als Leistungssportler sei für ihn wichtig, "dass wir Talente nach Hamburg holen und sie dann auch in der Stadt halten können. Dazu ist es notwendig, dass es die dafür benötigten Ausbildungs- und Studienplätze für Spitzensportler gibt", sagte der Hockey-Nationalspieler: "Wenn das gelingt, dann hat der Hamburger Sport eine hervorragende Perspektive."