Der zweimalige IndyCar-Sieger Dan Wheldon ist tot. Der Engländer verunglückte nach einem Massenunfall bei einem Rennen in Las Vegas.

Las Vegas. Der Tod des zweimaligen Indy-500-Siegers Dan Wheldon bei einem Horrorunfall in Las Vegas hat die Rennsportszene weltweit geschockt. Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher war erschüttert. „Wenn man so etwas erfährt, ist man einfach nur schockiert und fassungslos. Ich wünsche seiner Familie jetzt ganz viel Kraft.“ Weiter teilte der siebenmalige Champion auf seiner Homepage mit: „Wir reden uns ja immer alle ein, dass der Motorsport heutzutage so sicher ist, dass kein Mensch mehr sein Leben lassen muss, aber leider ist das eben doch noch immer Wunschdenken.“

In der 11. Runde beim Saisonfinale der IndyCar-Serie wurde Wheldon auf dem Ovalkurs vor den Toren der Spielerstadt Las Vegas in einen Massenunfall mit insgesamt 15 Wagen verwickelt. Dabei hatte sein Auto abgehoben und war als brennender Feuerball in einen Fangzaun geknallt. Der 33-Jährige wurde mit dem Hubschrauber ins University Medical Center von Vegas geflogen. Zwei Stunden lang kämpften die Ärzte dort um sein Leben, am Ende aber konnten sie nur noch Wheldons Tod vermelden.

Der frühere DTM-Pilot Dario Franchitti rang nach Fassung und meinte: „In der einen Minute macht man bei der Fahrerparade noch Witze miteinander, in der nächsten ist Dan tot.“ Der Schotte fuhr nach der Todesnachricht mit Tränen in den Augen mit allen Kollegen in einem Trauerkorso fünf Runden auf dem Las Vegas Motor Speedway und hätte seinen dritten IndyCar-Titel in Folge sofort gegen das Leben seines ehemaligen Teamkollegen eingetauscht.

Die früheren Formel-1-Weltmeister Jenson Button und Lewis Hamilton sendeten aus dem fernen Südkorea bestürzt Beileidsbekundungen an die Familie ihres englischen Landsmannes. „Ich bin gerade mit der schrecklichsten Nachricht überhaupt aufgewacht ... Dan Wheldon, Ruhe in Frieden“, twitterte Jenson Button: „Ich habe so viele schöne Erinnerungen an Rennen mit Dan in den frühen 90ern. Ein echter Kämpfer. Wir haben eine Legende unseres Sports und einen großartigen Menschen verloren.“ Auch Buttons McLaren-Kollege Hamilton meldete sich per Twitter zu Wort. „Das ist ein extrem trauriger Tag. Er war ein sehr inspirierender Mensch und jemand, zu dem jeder Rennfahrer mit Respekt und Bewunderung aufgeschaut hat. Ich habe ihn in meiner ganzen Karriere verfolgt und bin oft in seine Fußstapfen getreten“, schrieb Hamilton.

Groß war die Bestürzung in Las Vegas, wo das Rennen nach dem Horror-Crash abgebrochen worden war. Die Fahrer warteten ungeduldig auf positive Nachrichten aus dem Krankenhaus, die aber nicht kamen. „Im Moment bin ich einfach nur traurig, unheimlich traurig. Wir kannten uns, seit er sechs Jahre alt war“, meinte Dario Franchitti, der durch den Abbruch des Rennens vor dem Australier Will Power den Titel gewann. „Wir machen uns alle so viel Druck, Rennen zu gewinnen. Aber heute spielt das alles keine Rolle“, sagte Franchitti. „Heute sind wir alle ein bisschen gestorben“, meinte der bekannte Teamchef Chip Ganassi.

Dan Wheldon, der im Mai beim 100. Geburtstag der legendären 500 Meilen von Indianapolis zum zweiten Mal nach 2005 triumphiert hatte, war erstmals seit diesem Erfolg wieder in einem Rennen gestartet. Für Fahrer, die in diesem Jahr nicht permanent in der IndyCar-Serie fuhren, war für den Sieg beim Saisonfinale eine Prämie von 5 Millionen Dollar (3,6 Millionen Euro) ausgesetzt.

Für die kommende Saison war sich Wheldon, der 1999 in die USA übergesiedelt war, bereits mit seinem früheren Team Andretti über einen neuen Vertrag einig, der nach dem Rennen in Las Vegas hätte unterschrieben werden sollen. Wheldon hinterlässt seine Frau und zwei kleine Söhne. Zuletzt war in der IndyCar-Serie 2006 Paul Dana in Homestead beim Training für ein Rennen tödlich verunglückt. Sieger in Homestead wurde später Wheldon ...

Auf den Start in Las Vegas, der sein letzter werden sollte, hatte sich Wheldon unheimlich gefreut. „Das wird eine tolle Show“, hatte er in einem Blog für die Zeitung USA Today geschrieben: „Es wird ein volles Rennen, und man weiß nie, wie es ausgeht.“ Es endete in einem Massencrash, der die Strecke in ein Trümmerfeld verwandelte. „Überall lagen Teile herum, man konnte den Rauch riechen“, meinte die Amerikanerin Danica Patrick. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte der Neuseeländer Ryan Briscoe: „Es sah aus wie eine Szene aus Terminator.“ (sid)