Talentierte Basketballspieler haben in Hamburg keine Perspektive. Marvin Willoughby ist dabei, das zu ändern

Hamburg. Es kann schon mal laut werden beim Training der Basketball-Mannschaft Piraten Hamburg. Marvin Willoughby unterbricht häufig die Spielzüge, korrigiert Fehler, motiviert und gestikuliert. Vor dem Trainingsspiel gegen eine Herren-Mannschaft fordert der 33-Jährige die 15 Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren zur Ernsthaftigkeit auf; dann hebt er den Arm und hält ihn in den Kreis, die Jungen tun es ihm gleich, "Schiff", brüllt er, "Ahoi" schallt es zurück.

Willoughby hat die Piraten vor drei Jahren ins Leben gerufen, am Sonntag, 14 Uhr, starten sie erstmals in der NBBL, der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga, gegen den Bramfelder SV. Doch die NBBL ist nur ein Teilziel. Willoughby, in Wilhelmsburg geboren, hat sich in den Kopf gesetzt, jungen Hamburger Basketballern eine Perspektive zu bieten. Nach seiner Profikarriere, in der er in Würzburg mit Dirk Nowitzki zusammenspielte und Nationalspieler wurde, zog es ihn zurück in seine Heimat. Der Plan: Jugendliche ausbilden und ihnen auf dem Weg nach oben beistehen. Er gründete mit einigen Mitstreitern den Verein Sport ohne Grenzen, aus dem die Piraten Hamburg hervorgingen. Eine Art Auswahl, in der talentierte Spieler aus ihren Heimatvereinen zusammenkommen, um sich mit Altersgenossen in der höchsten deutschen Spielklasse zu messen.

Mit Ismet Akpinar, 16, Jamo Ruppert, 17, und Janis Stielow, 16, spielen drei U-16-Nationalspieler bei den Piraten. Die Jungs trainieren oft zweimal am Tag an sechs Tagen der Woche, darunter zweimal bei den Piraten, viermal mit den Herren-Mannschaften in ihren Vereinen der Pro-B-Liga, der dritthöchsten deutschen Spielklasse. "Wir sind in Hamburg schon an der Spitze angelangt", sagt Akpinar, Deutsch-Türke und Kapitän im Nationalteam. "Wir können nicht die nächsten zwei, drei Jahre auf demselben Niveau spielen, wollen wir uns weiterentwickeln." Wenn sie von Scouts Angebote bekommen, verlassen sie Hamburg. Das weiß Willoughby, und dies will er verhindern. Kontinuierlich baut er an seinem Traum, irgendwann die Strukturen für Bundesliga-Basketball in Hamburg zu schaffen. "Es ging am Anfang um drei Punkte", sagt er. "Wir brauchten einen Unterbau, eine Halle und eine unterstützenswerte Marke." Die Marke hat er mit den Piraten geschaffen. Und einen Plan für eine Spiel- und Trainingsstätte gibt es auch. Ab 2014 soll in Wilhelmsburg die Inselakademie entstehen. Wichtigster Bestandteil ist eine Sporthalle, die auch die Piraten nutzen können. Willoughby hätte die Möglichkeit gehabt, Geldgeber zu finden, um sich ein Basketball-Team für Hamburg zu erkaufen. Das ist aber nicht sein Ansatz. "Wir gehen den langen Weg", sagt er. Doch es ist ein Rennen gegen die Zeit. Um Talente wie Akpinar, Ruppert und Stielow in Hamburg zu halten, müsste er ihnen innerhalb der nächsten zwei Jahre zumindest eine Zweitliga-Mannschaft bieten. "Das werde ich nicht können", sagt er. Aber es wird eine nächste Generation geben, die Willoughby zu Bundesliga-Spielern machen will. In Hamburg.