Shanghai. Sogar Boris Becker sah sich bemüßigt, das Ereignis zu kommentieren. "Bravo florian mayer", twitterte das deutsche Tennisidol seiner Gemeinde. Mayer, 28, hatte beim ATP-Masters-Turnier in Shanghai den spanischen Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal besiegt und damit den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Nach einer Stunde und 47 Minuten nutzte der derzeit beste deutsche Tennisprofi den ersten Matchball mit einem Rückhandpassierschlag zum 7:6 (7:5), 6:3-Sieg. Ein Erfolg, wie man ihn in diesem Jahr nur von Andrea Petkovic, Julia Görges, Sabine Lisicki und Angelique Kerber gewohnt war - den Damen.

"Das ist ein tolles Gefühl, obwohl ich es noch gar nicht so richtig glauben kann", sagte Mayer nach dem Match. Tatsächlich war der Bayreuther nach seinem Sieg eher schüchtern Richtung Netz gelaufen und hatte Nadal brav die Hand gereicht, wie er das in der Vergangenheit als Verlierer gegen Topspieler immer getan hatte. Dabei hatte die deutsche Nummer eins gerade das erste Duell mit Nadal auf der ATP-Tour gewonnen. Bislang waren sich die beiden nur 2002 in einem Nachwuchsturnier auf Gran Canaria begegnet. Damals verlor der 19-jährige Mayer gegen den drei Jahre jüngeren Nadal. Auch diesmal sprach alles für den Spanier: 46 gegen einen Turniersieg, 43 gegen drei Millionen Dollar Preisgeld.

Doch Mayer hat in dieser Saison, die ihn bis auf Platz 18 der Weltrangliste führte - derzeit belegt er Position 23 -, viele Chancen genutzt. In Bukarest gelang dem Spätstarter der erste ATP-Turniersieg. Jetzt sagte Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen: "Der Sieg wird Flo viel Selbstvertrauen geben. Es ist wichtig für ihn zu sehen, dass er gegen die Besten der Welt nicht nur gut spielen, sondern gegen einen Top-drei-Spieler sogar gewinnen kann." Gegen Nadal ließ der 1,90-Meter-Mann keinen Breakball zu und machte mehr direkte Punkte als der zehnmalige Grand-Slam-Turniersieger (29:19). "Vielleicht war ich mental und physisch ein bisschen fitter als Rafael. Das waren möglicherweise die entscheidenden zwei, drei Prozent", sagte Mayer. Sein Ziel ist nun, bei den Australian Open im Januar unter den 16 topgesetzten Spielern zu sein.

Im Viertelfinale des mit 3,24 Millionen Dollar dotierten Turniers trifft Mayer nun auf den Spanier Feliciano Lopez, der den Tschechen Tomas Berdych mit 6:4, 6:4 besiegt hatte.