Alster-Stürmerin Hayley Brown hat sich fürs Ausland und gegen Englands Nationalteam entschieden

Hamburg. Im Restaurant eine Pizza bestellen - für Hayley Brown ist das nach zweimonatigem Deutschkurs kein Problem mehr. Das Interview über ihre Situation beim Club an der Alster möchte die 24-jährige Hockeyspielerin dann aber doch lieber auf Englisch, ihrer Muttersprache, führen. "Mein Deutsch ist nicht gut genug", sagt sie mit typisch britischem Akzent und erklärt, dass das vielleicht auch damit zu tun habe, dass sie mit ihren Hamburger Mannschaftskameradinnen - entgegen der Ratschläge ihrer Deutschlehrer - meist Englisch oder Spanisch spreche.

Die Sprache der Toreros beherrscht Brown dank ihres Aufenthalts in Barcelona nahezu perfekt. Zwei Jahre lebte sie dort - vor allem, um Kultur, Land und Leute kennenzulernen. Hockey, sagt Alster-Trainer Jens George, sei sicherlich nicht das Wichtigste für Hayley. "Sie lebt eben gerne." Für diese These spricht auch, dass sich die talentierte Stürmerin 2009 gegen eine Karriere in der englischen Nationalmannschaft entschied und das Angebot deutlich intensivierter Trainingseinheiten im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2012 in London ohne große Bedenken ausschlug. "Ich möchte das Hockeyspielen nutzen, um neue Erfahrungen zu machen - auch im Ausland", sagt Brown. Und so ist der Wechsel der Engländerin zu den Alster-Damen wohl als ein weiteres Kapitel Brown'scher Entdeckungsreisen zu verstehen, das sie nicht zuletzt ihren Teamkameradinnen Lena Jacobi und Janina Casanova zu verdanken hat. Die beiden Alster-Spielerinnen kannten Brown aus ihrer eigenen Zeit in Spanien und lotsten die Biochemie-Absolventin der Universität Kent im August in die Hansestadt.

Brown wohnt seither in der Club-eigenen Wohngemeinschaft und hat sich bestens eingelebt - privat, aber auch in sportlicher Hinsicht. Die 24-Jährige konnte das Angriffsspiel des amtierenden Tabellenführers deutlich beleben und hat bislang drei Treffer erzielt. "Hayley besitzt eine typisch britische Spielweise. Sie geht dahin, wo es wehtut, und arbeitet mit vollem Körpereinsatz", fasst George die Qualitäten seines Schützlings zusammen. Brown lobt indes den Mannschaftszusammenhalt und das Umfeld bei Alster. "Die Bedingungen sind einfach sehr professionell", sagt die Stürmerin. Sie kenne nicht viele Vereine, in denen man so konzentriert arbeiten könne. Wohl auch deshalb hat sich Hayley Brown - entgegen ihrer ursprünglichen Planung - dazu entschieden, über den Oktober hinaus bei Alster zu bleiben. "Eigentlich hätte sie nach Barcelona zurückkehren sollen, aber es spricht wohl für sich, dass Hayley ihren Aufenthalt bei uns verlängern möchte", sagt Trainer George. Bei den beiden Heimpartien an diesem Wochenende gegen den TSV Mannheim (Sonnabend, 15 Uhr) und den Mannheimer HC (Sonntag, 12 Uhr) kann der Alster-Coach in jedem Fall erneut auf Browns engagierte Spielweise setzen. Erst 2012 muss er die Engländerin wohl endgültig ziehen lassen. Dann möchte Brown in ihrer Heimat ein Medizinstudium beginnen. Zu entdecken gebe es auch auf diesem Gebiet sehr viel, sagt die wissbegierige Hockeyspielerin. Und vielleicht wird sie dann sogar in deutscher Literatur stöbern. "Genug Zeit, um die Sprache zu lernen, habe ich ja bis dahin", sagt Brown.