Der Formel-1-Doppelweltmeister droht beim ersten Termin nach dem Titelgewinn der Konkurrenz
Yokohama. Die lange Party-Nacht stand Sebastian Vettel noch ins Gesicht geschrieben. Doch der Formel-1-Weltmeister setzte sich am Tag nach seinem zweiten Triumph schon die nächsten Ziele. "Das macht süchtig", sagte Vettel beim ersten PR-Termin als jüngster Doppel-Champion der Geschichte in Yokohama. "Es gibt nichts anderes in meinem Leben, das mir so eine Genugtuung gibt." Die Konkurrenz darf das als Drohung verstehen.
Fast ohne Schlaf und mit angekratzter Stimme von der Karaoke-Sause in einem Irish Pub in Suzuka hatte sich der 24-jährige Rennfahrer in den Hubschrauber gezwängt, um gemeinsam mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner und seinem genialen Chefdesigner Adrian Newey die Autofabrik des Teamsponsors Infiniti zu besichtigen. Eine Pause gönnt sich Vettel nicht. "Wir dürfen nichts als selbstverständlich hinnehmen", mahnt der Hesse, der schon am kommenden Sonntag in Südkorea beim nächsten Grand Prix auf Zeitenjagd geht. "Es könnte morgen vorbei sein. Wir müssen den Hunger bewahren." Sein Vater Norbert fand eine einfache Erklärung für diesen Siegeshunger: "Er hat das alles mit seinem Willen erreicht."
Frank Sinatras "My Way" hatte der Weltmeister in der Nacht nach dem Rennen ins Mikrofon geschmettert. Wie ihn dieser Weg geradewegs in die Rekordbücher der Formel 1 führt, machte er noch am Renntag deutlich, als er - Titel hin oder her - stundenlang mit den Ingenieuren diskutierte, warum er diesmal in Japan "nur" Dritter geworden war. Jeden Besuch auf dem Siegerpodest, der ihm nicht den größten Pokal einbringt, empfindet er als Niederlage. Eine Eigenschaft, die er ähnlich wie den kompromisslosen Wettkampf auf der Piste, die blitzschnelle Rennanalyse im Cockpit und die perfekte Zusammenarbeit mit dem Technikstab an den Boxen mit Rekordweltmeister Michael Schumacher teilt. Der Altmeister stieß des Nachts als Überraschungsgast auf Vettels Meisterfeier mit seinem Nachfolger an. Auch diese Begegnung nannte Vettel einen "ganz besonderen Moment".
Von einer neuen Ära mag im Vettel-Lager noch niemand sprechen. Die italienische Zeitung "La Repubblica" nannte den Weltmeister bereits "den neuen Kannibalen". In Frankreich rechnete "Le Figaro" vor: "Als Michael Schumacher so alt war wie Vettel, hatte er nicht einmal den ersten seiner sieben Weltmeister-Titel gewonnen." Und die "Daily Mail" ahnt: "Vettel kann zehn Jahre lang regieren. Wenn er so weitermacht wie bisher, wird niemand einen Stich gegen ihn bekommen."
(dpa/HA)