Der Vertragsstreit mit dem Boxprofi sorgt auch für Ärger mit Konkurrent Sauerland

Hamburg. Der Vertragsstreit zwischen dem Hamburger Universum-Stall und Superweltergewichtler Jack Culcay droht sich auf die gesamte deutsche Berufsboxbranche auszuweiten. Culcay und sein Manager Moritz Klatten hatten den bis November 2012 laufenden Vertrag Ende Mai wegen fehlender Perspektiven und Nichterfüllung von Verpflichtungen fristlos gekündigt. Da Klatten seinem Schützling jedoch Kämpfe verschaffen möchte, ließ er den 25-Jährigen am 3. September auf einer Veranstaltung im dänischen Herning antreten. Der Amateurweltmeister von 2009, der im November desselben Jahres bei Universum unterschrieben hatte, besiegte dort den Briten Dee Mitchell über zehn Runden nach Punkten. Culcay trat mit dänischer Lizenz an, nachdem er aus dem Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) ausgetreten war.

Für großen Ärger sorgte bei Universum der Fakt, dass der Kampfabend in Herning von Nisse Sauerland, Sohn des Berliner Rivalen Wilfried Sauerland, mitveranstaltet wurde. Bislang existierte ein Gentleman's Agreement, gegenseitig nicht an Sportler mit laufenden Verträgen heranzutreten. Kalle Sauerland, Mitglied der Sauerland-Geschäftsleitung, bestätigte grundsätzliches Interesse an Culcay. "Ich mag den Jungen sehr und finde ihn höchst interessant", sagt er. Insider rechnen nun damit, dass Universum potenziell interessante Sauerland-Profis mit Angeboten locken könnte. Sowohl Sauerland als auch Klatten wurde per einstweiliger Verfügung untersagt, den bestehenden Vertrag ein weiteres Mal zu brechen. Universum hält Culcays Kündigung für unbegründet und unwirksam.

Das jedoch sieht Klatten völlig anders. "Ich habe mit mehreren Anwälten gesprochen und glaube, dass die fristlose Kündigung auch vor Gericht standhalten wird", sagt er. Culcay seien sechs Kämpfe pro Jahr garantiert worden. "Es gab immer wieder Versprechungen, die nicht eingehalten wurden", sagt er. Dass Universum nun mangelnde Loyalität beklagt, sei unzutreffend. Wäre Universum auf ihn zugekommen, um die nach dem Ablauf des TV-Vertrags mit dem ZDF Ende Juli 2010 prekäre Situation zu erklären, "hätten wir alles versucht, um zu helfen. Aber man wollte uns stattdessen zum SES-Stall von Ulf Steinforth abschieben. Danach war es mit unserer Loyalität vorbei", so Klatten. Tatsächlich hatte der frühere Universum-Chef Klaus-Peter Kohl Anfang des Jahres erklärt, Culcay "keine Steine in den Weg legen" zu wollen.

Klatten hat inzwischen ein Gespräch mit dem neuen Universum-Geschäftsführer Waldemar Kluch geführt, um eine außergerichtliche Einigung zu erreichen. Die erste Ablöseforderung von mindestens einer Million Euro sei jedoch nicht akzeptabel. Kluch hofft dennoch auf eine schnelle Einigung. "Wir wollen nicht mehr prozessieren. Ich denke, dass wir schon nächste Woche eine Lösung finden", sagt er.