Die Hamburgerin Margareta Kozuch kämpft bei der Volleyball-EM in Belgrad um eine Medaille. Heute geht's im Viertelfinale gegen Tschechien.

Belgrad. Ein wenig Wehmut beschleicht Margareta Kozuch, während sie kurz überlegt. "Das letzte Mal war ich vorletzten Freitag in Hamburg. Für einen Tag", sagt die Volleyball-Nationalspielerin, seufzt leise und überspielt das mit einem charmanten Lächeln. "Und davor? Das weiß ich gar nicht mehr. Insgesamt waren es in diesem Jahr sicher nicht mehr als fünf Tage, an denen ich zu Hause war. Und dann eigentlich auch immer nur für einen Tag."

Als Volleyballprofi ist die 24-Jährige, die von 2003 bis 2007 beim TV Fischbek (heute VT Aurubis) in ihrer Geburtsstadt Hamburg in der Bundesliga spielte, eine Weltenbummlerin. Zwei Jahre lang spielte sie bereits in Italien, zuletzt ein Jahr in Russland. In der nächsten Saison verschlägt es sie nach Polen zum ambitionierten Klub Trefl Sopot vor den Toren Danzigs. Derzeit aber sorgt Kozuch als Kapitän von Deutschlands Volleyballerinnen bei der Europameisterschaft in Serbiens Hauptstadt Belgrad für Furore.

"Ich dachte mir auf jeden Fall, dass mit unseren Stärken hier einiges geht", sagt sie. "Wenn wir die ausschöpfen, sind wir nur schwer zu schlagen." Sie klingt selbstbewusst, zugleich aber auch durchaus stolz auf das, was sie mit ihrem Team bislang erreicht hat. In der Vorrunde wurden zunächst die beiden Außenseiter Ukraine (3:0) und Frankreich (3:0) besiegt, im Spiel um den Gruppensieg setzte sich die Auswahl von Giovanni Guidetti aber auch gegen den favorisierten Gastgeber Serbien, immerhin Dritter des World Grand Prix 2011 und Nummer sechs der Weltrangliste, mit 3:1 durch und steht damit ungeschlagen im Viertelfinale.

Vor allem dank ihres überzeugenden Auftrittes gegen Serbien sind die Deutschen, die noch im Sommer beim Grand Prix mit Platz 13 enttäuscht hatten, vom Außenseiter zum Medaillenkandidaten geworden. Als Vorrunden-Erster übersprangen sie die Play-off-Runde und treffen heute auf Tschechien. Die neunte deutsche EM-Medaille und sogar die Qualifikation für den World Cup, bei dem sich Europameister und Vize-Europameister einen Platz für die Olympischen Spiele 2012 in London sichern können, ist greifbar. "Noch", warnt Kozuch jedoch, "haben wir kein Ziel erreicht."

Träumen ist allerdings erlaubt. Schließlich präsentiert sich die deutsche Auswahl in Serbiens Hauptstadt als Team, das mit Rückkehrerin Angelina Grün Deutschlands wohl beste Volleyballerin nach mehr als dreijähriger Pause wieder in seinen Reihen hat, aber vor allem mit seiner Geschlossenheit imponiert. "Unser Mannschaftsgeist ist das Wichtigste", sagt Kozuch. "Darauf können wir immer vertrauen."

Kozuch hat dies verinnerlicht. Die Diagonalspielerin füllt ihre neue Rolle als Kapitänin mit der Erfahrung von 218 Länderspielen diplomatisch und mit Charme aus. "Jeder bei uns im Team hat eine bestimmte Rolle", sagt sie. "Als Kapitänin bin ich nichts Besonderes. Ich versuche einfach, dem Team so gut zu helfen, wie ich kann."