Christian Blunck und Christoph Bechmann vom Harvestehuder THC bilden das höchstkarätige Trainerduo in der Hockey-Bundesliga

Hamburg. Der Blick, den Christian Blunck am vergangenen Sonnabend beim Heimspiel gegen Krefeld zur Bank hinüberwarf, verriet Irritation. Die Hamburger Hockeylegende ist in der dritten Saison Cheftrainer bei den Bundesligaherren des Harvestehuder THC und deshalb gewohnt, dass die lautstarken Anweisungen an sein Team, das er meist neben der Trainerbank stehend beobachtet, von ihm selbst kommen. Doch seit die Spielzeit 2011/12 begonnen hat, ist da jemand an seiner Seite, der noch emotionaler ist als der 43-Jährige, und daran muss er sich gewöhnen.

Christoph Bechmann heißt der Neue, und weil die aktive Karriere des 39-Jährigen kaum weniger erfolgreich war als die Bluncks, haben die HTHC-Herren, die an diesem Wochenende als derzeit bestes Hamburger Team zu den Lokalderbys beim Uhlenhorster HC (Fr., 19 Uhr) und dem Club an der Alster (So., 12 Uhr) antreten, nun zwei Idole, zu denen sie aufschauen können. Bechmann, der von 1997 bis 2002 für die Schwarz-Gelben spielte, dann zu Alster wechselte und im Sommer 2008 Rot-Weiß Köln als Cheftrainer übernahm, war im Sommer zurückgekehrt, da seine Ehefrau Julia ihren Job in Hamburg nicht aufgeben wollte. Vereine aus dem In- und Ausland buhlten um den früheren Nationalstürmer, der HTHC machte letztlich das Rennen, "weil der Klub eine Herzensangelegenheit ist".

Mit Spannung war erwartet worden, ob sich zwei Alphatiere der Gattung Bechmann-Blunck ergänzen würden, ohne sich Machtkämpfe zu leisten. Nach den Erfahrungen der ersten Wochen ist der Eindruck aller Beteiligten besser als erwartet. "Wir haben uns vor allem in der Trainingsarbeit um zwei Klassen verbessert, weil jetzt zwei Trainer auf Topniveau da sind und wir viel zielgerichteter arbeiten können", sagt Nationalspieler Tobias Hauke.

Zwar müssten sich beide noch daran gewöhnen, statt eines Co-Trainers einen Partner auf Augenhöhe neben sich zu haben. "Aber die beiden scheinen sich sehr gut abzusprechen und zu verstehen", so Hauke. Blunck will durch die Zusammenarbeit mit Bechmann den Teamgedanken veranschaulichen. "Bechi und ich liegen auf einer Wellenlänge. Ich möchte explizit, dass er seine Beobachtungen einbringt und Einfluss nimmt. Es kann dem Verein nur guttun, zwei solche Fachleute zu haben", sagt Blunck, der von Bechmann als Chef anerkannt wird. "Büdi hat immer das erste und letzte Wort, ich arbeite ihm zu und kümmere mich um das, wozu er zeitlich nicht kommt", sagt er.

Mit seinem Abschied aus Köln war Bechmann bewusst aus dem Rampenlicht getreten, er wollte nicht mehr im Fokus stehen, sondern hintergründiger arbeiten. Für den Posten des Freiberuflers passt am ehesten die Bezeichnung Sportdirektor. Er ist das Bindeglied zwischen Junioren- und Erwachsenenbereich, trainiert selbst zwei Jugendteams, bildet Trainer aus und begleitet neben jeder Herrentrainingseinheit auch die meisten Einheiten der Zweitligadamen. Auch bei deren Spielen sitzt er neben Cheftrainer Stephan Platz und greift lautstark ins Geschehen ein. Darüber hinaus beginnt er in Kürze mit einer Beratertätigkeit beim Polo Club.

Dennoch ist es die Konstellation mit Blunck, die seinen neuen Job einzigartig macht. Er selbst habe sich nie Sorgen gemacht, dass es zu Kompetenzgerangel kommen würde. "Ich will Büdi nichts wegnehmen, sondern ihm helfen", sagt er. Gemeinsam für den HTHC ist das Motto, das aus Idolen nun auch Trainerlegenden machen soll.