Fünf Spieler setzte A-Jugend-Trainer Bombek von Bergedorf 85 im Punktspiel ein, die nicht spielberechtigt waren. Der Schwindel flog jetzt auf.

Hamburg. Nur ein Einzelfall oder systematische Täuschung? Als die A-Jugend von Bergedorf 85 am vergangenen Sonnabend gegen Billstedt-Horn ihr Bezirksligaspiel austrug, standen bei den Gastgebern gleich fünf Spieler auf dem Platz, die dort nicht hätten stehen dürfen. Sie waren nicht spielberechtigt. Bergedorfs Trainer Peter Bombek trug stattdessen fünf andere Namen auf dem regulären Spielbericht ein. Fünf Spieler, die gar nicht zum Einsatz kamen. "Das war ein Fehler von mir, der mich maßlos ärgert und mir leid tut", sagt Bombek. Er sei überarbeitet gewesen und hätte über das Vorgehen nicht weiter nachgedacht. Bombek erklärte, dass es sich um einen einmaligen Vorfall dieser Art handelt.

Doch ausgerechnet in besagter Partie schaute Gerald Grassé am Spielfeldrand zu. Der Fußball-Abteilungsleiter von Bergedorfs Nachbarverein SV Nettelnburg/Allermöhe (SVNA) bemerkte den Betrugsversuch schnell. Schließlich waren die fünf nicht spielberechtigten Jungs wenige Wochen zuvor noch Vereinsmitglied beim SVNA. Am 30. Juni, dem letztmöglichen Zeitpunkt laut Regularien des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), kündigten die Spieler jedoch bei Nettelnburg/Allermöhe und schlossen sich der A-Jugend von Bergedorf 85 an. Grassé nahm daraufhin von seinem Recht Gebrauch und ließ die Spieler bis zum 1. November sperren. Trotz der Sperren setzte sie 85-Trainer Bombek im Punktspiel ein. "Das ist Urkundenfälschung", klagt Grassé an. Er hat den Vorfall beim HFV gemeldet. "Wir möchten im Sinne eines gerechten Jugendfußballs ein Exempel statuieren" schreibt Grassé in seiner Beschwerde.

Mit dieser allein dürfte Grassé beim Verband aber nicht weit kommen. "Wo kein Kläger, da kein Richter", sagt HFV-Geschäftsführer Karsten Marschner. Erst wenn eine offizielle Anzeige vorliegt, wird der Jugendrechtsausschuss ermitteln. Und selbst dann muss Bergedorf 85 wohl keine ernsthaften Konsequenzen fürchten.

Denn der Bergedorfer Schummel ist kein Einzelfall. "Das kommt eigentlich jedes Wochenende vor", sagt Marschner. "Und die Dunkelziffer ist noch viel größer". Einen Ausschluss der Bergedorfer "Jungelstern" vom Spielbetrieb könne er sich nicht vorstellen. Auch eine systematische Spielerpassfälschung in der Jugend der 85er, wie es Grassé behauptet, hält Marschner für "sehr weit hergeholt".

Im Fall Bergedorf 85 geht es wohl ohnehin nicht um ein Grundsatzproblem im Jugendfußball, sondern um einen persönlichen Kleinkrieg. "Ich hasse Euch. Wir werden Euch vernichten", soll Gerald Grassé am Sonnabend gebrüllt haben. Das behauptet zumindest Peter Bombek. Für Grassé sei der Vorfall vom Wochenende nur die "Spitze des Eisbergs". Seit einiger Zeit würden die Verantwortlichen der Bergedorfer Jugendabteilung gezielt versuchen, Nachwuchsspieler abzuwerben. "Spieler werden unter falschen Voraussetzungen geködert", sagt der SVNA-Fußballchef. Seit Jahren schwelt ein Streit der beiden Vereine. "Nun ist er eskaliert", so Grassé, der ab sofort jeden Vorfall beim HFV melden will.

"Wenn das offiziell an den Verband gegangen ist, werde ich ihn privat verklagen", sagte Mathias Hammer, Abteilungsleiter bei Bergedorf 85, zu den jüngsten Geschehnissen in der "Bergedorfer Zeitung". Grassé gibt sich entspannt: "Soll er machen, das kann ich aushalten".

Der HFV, die höchste Instanz im Hamburger Fußball, erhofft sich mit einem neuen elektronischen System, den Schummel der Vereine zu reduzieren.

Dass sich Bergedorfs betrogener Gegner Billstedt-Horn in den Streit einschaltet, scheint indes ausgeschlossen. Die Gäste gewannen das Spiel bei 85 mit 6:1.