Amerikas Tennisstar legt sich im US-Open-Finale gegen Stosur mit Schiedsrichterin an

New York. Erst die Nerven verloren, dann das US-Open-Finale - und zum Schluss noch das Gedächtnis: Serena Williams wollte sich nach der 2:6, 3:6-Niederlage gegen Überraschungssiegerin Samantha Stosur weder an ihre Schiedsrichterschelte erinnern noch für irgendetwas entschuldigen. Derweil jubelte Australien mit Stosur über den wichtigsten Triumph ihrer Karriere. Die Halbfinal-Bezwingerin von Angelique Kerber bescherte den Damen der großen Tennisnation den ersten Grand-Slam-Einzeltitel seit Wimbledon 1980. "Ich bin immer noch sprachlos. Ich kann nicht glauben, dass ich dieses Turnier gewonnen habe", sagte Stosur. "Grand Sam" taufte sie die Zeitung "The Age" nach dem Sieg.

Zwar war auch Williams, 29, schnell wieder gut gelaunt, doch ihr entging unter unrühmlichen Umständen der vierte US-Open-Titel und der 14. Grand-Slam-Triumph im Einzel. Es wäre die Krönung ihres Comebacks nach 14-monatiger Pause wegen einer Fußverletzung und einer Lungenembolie gewesen. Zu Beginn des zweiten Satzes ging sie Schiedsrichterin Eva Asderaki heftig an. "Schauen Sie mich ja nicht an, ich mache keinen Spaß. Sie haben völlig die Kontrolle verloren. Sie sind eine Hasserin", giftete die frühere Nummer eins.

Beim Breakball gegen sich hatte die Lokalmatadorin ihre Freude über einen vermeintlichen Gewinnschlag herausgeschrien, noch bevor Stosur mit letzter Kraft den Rahmen des Schlägers an den Ball brachte. Die griechische Unparteiische sah eine unfaire Beeinflussung, zog Williams den Punkt ab und bescherte Stosur damit die 1:0-Führung.

Erst vor zwei Jahren war Williams an gleicher Stelle mit der Schiedsrichterin aneinandergeraten. Damals wurde im Halbfinale gegen Kim Clijsters beim Matchball gegen sie auf Fußfehler beim Aufschlag erkannt. Die Folge: Punktabzug, Sieg und Finalteilnahme Clijsters. Oberschiedsrichter Brian Earley schaute sich noch am Sonntag die Bilder des Vorfalls an und verhängte eine Geldstrafe von 2000 Dollar gegen Williams.

"Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe. Ich denke, ich werde es mir auf YouTube ansehen", meinte Williams später zu dem Vorfall. Noch vor der Siegerehrung plauderte sie wieder mit ihrer Bezwingerin: "Ich war echt überrascht", sagte Stosur, "aber das zeigt, was für ein netter Mensch und großer Champion sie ist."