Titelverteidiger kann schon in 13 Tagen wieder Weltmeister werden

Monza. Mit Tränen in den Augen stand Sebastian Vettel nach seinem Triumph im Königlichen Park in Monza auf dem Siegerpodest ganz oben. Um ihn herum herrschte das rote Chaos, doch der Weltmeister war völlig in sich gekehrt und lauschte der deutschen Nationalhymne. "Ich bin hin und weg, das war unglaublich. Diese Gefühle, als ich über die Ziellinie gefahren bin - das war etwas ganz Besonderes", sagte der 24-Jährige, der jetzt sechs "Matchbälle" zum zweiten Titelgewinn hat. Nach dem achten Saisonsieg kann Vettel in 13 Tagen in Singapur den Titel vorzeitig gewinnen und sich zum jüngsten Doppelweltmeister der Formel-1-Geschichte krönen. Schon bei der Zieldurchfahrt ließ der Red-Bull-Pilot seiner Freude freien Lauf: "Ja, ja, wir haben es geschafft. Wir haben sie weggeblasen!", schrie er völlig losgelöst über Funk.

Vettel gewann bei strahlendem Sonnenschein vor knapp 100 000 Fans vor dem Briten Jenson Button im McLaren und Ferrari-Pilot Fernando Alonso (Spanien). Rekord-Weltmeister Michael Schumacher, der lange vom ersten Podestplatz seit seinem Comeback träumen durfte, belegte schließlich hinter dem Briten Lewis Hamilton im McLaren den fünften Rang.

Vettel fehlen nach dem 13. von 19 WM-Läufen nur noch 13 Punkte zum Ziel seiner Träume. Sollte er das Nachtrennen am 25. September in Singapur gewinnen, wäre die WM entschieden - vorausgesetzt der neue WM-Zweite Alonso wird bestenfalls Vierter und Red-Bull-Teamkollege Mark Webber (Australien) sowie Button werden höchstens Dritter. All diese Rechenspiele lassen Vettel offenbar kalt: "Wir nehmen Singapur genauso wie die anderen Rennen. Wir machen dort Schritt für Schritt und versuchen, das Beste für uns herauszuholen." Doch nach seiner Triumphfahrt beim Großen Preis von Italien, wo Vettel 2008 den ersten seiner nun 18 Grand-Prix-Siege feierte, ist der Vorsprung des Red-Bull-Piloten auf Alonso auf schier uneinholbare 112 Zähler angewachsen.

Bislang kannte man Vettel immer als den Lausbub und Sonnyboy, als einen, der immer und überall ein Lächeln im Gesicht hat. Doch Monza erlebte auch den anderen Vettel. Millionen Fernsehzuschauer sahen, wie der Triumphator plötzlich mit den Tränen kämpfte. Warum die Emotionen? "Es war eine ganz spezielle Geschichte hier für mich. Das Podium hier ist so unglaublich. Du fühlst dich so glücklich, das erlebt nicht jeder", sagte Vettel.

Nicht nur der Weltmeister, auch sein Teamchef bleibt trotz aller Euphorie (über)vorsichtig. "Sicher, Sebastian hat einen tollen Vorsprung. Wir denken aber nicht daran, wir attackieren in jedem Rennen." Und macht Vettel schon beim nächsten Mal alles klar? "Singapur sollte eine gute Strecke für uns sein", sagt Horner, was wohl so viel wie ja bedeutet.

Zu den Pechvögeln gehörte an diesem Tag Nico Rosberg (Wiesbaden). Der Mercedes-Pilot schied in der ersten Kurve unverschuldet nach einer Massenkollision aus. Auch für Adrian Sutil (Gräfelfing) war im Force India das Rennen vorzeitig beendet. Timo Glock (Wersau) sah zwar die Ziellinie, doch mehr als Rang 15 mit zwei Runden Rückstand war für ihn im technisch unterlegenen Virgin nicht drin.

Auch wenn es letztlich wieder nichts mit dem Podestplatz geworden ist, verließ Schumacher Monza mit einem Lachen im Gesicht. "Es hat viel Spaß gemacht. Ich nenne das Racing", sagte der 42-Jährige, der mit dem couragierten Auftritt seinen Kritikern die Antwort gab: "Ich bin in der gleichen Form wie sonst auch." Spätestens 2012 sei ein Podiumsplatz drin. Ein Sonderlob gab es von Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Eine ganz starke Vorstellung von Michael - großartig, wie er gekämpft hat."