Nach dem Triumph in Wimbledon 2010 gewinnt das Duo auch die US Open im Doppel. Heute Herrenfinale zwischen Nadal und Djokovic

New York. Der Wunsch war verständlich und ihm vom Gesicht abzulesen. "Ich will hier raus, ganz schnell, und feiern", sagte Philipp Petzschner, und sein Doppelpartner Jürgen Melzer nickte dazu. Die Kombination aus Bayreuth und Österreich hatte allen Grund, die Nacht zum Tag zu machen. Mit einem Sieg im Schnelldurchgang hatten sie am Sonntagmorgen (Ortszeit) bei den US Open in New York knapp eine Stunde nach Mitternacht ihren zweiten Grand-Slam-Titel geholt.

Mit einer 4:0-Führung setzten sie die in der Setzliste als Sechste, drei Plätze besser notierten Mariusz Fyrstenberg/Marcin Matkowski, unter Druck und behielten auch bei einem Rebreak zum 2:2 im zweiten Satz kühlen Kopf. Mit 6:2, 6:2 besiegten sie die überforderten Polen in nur 49 Minuten und schafften nach Wimbledon 2010 ihren zweiten Major-Triumph. "Etwas Größeres gibt es im Tennis nicht", sagte Petzschner. Im Einzel jeweils in der zweiten Runde ausgeschieden, legten die Freunde im Doppel richtig los. Dass die favorisierten US-Zwillinge Bob und Mike Bryan überraschend schon in der ersten Runde ausgeschieden waren, spielte ihnen in die Karten. "Ich habe gehört, dass ich der erste deutsche Sieger bin seit 1937", sagte Petzschner und begann zu strahlen. Vor 74 Jahren holten Gottfried von Cramm und Henner Henkel den zuvor einzigen deutschen Doppelsieg in Flushing Meadows.

"Es ist toll, Wimbledon zu bestätigen", sagte der deutsche Daviscup-Spieler, dem Boris Becker vorwirft, sein Talent im Einzel zu verschleudern. "Er ist unbedingt ein Spieler für die Top Ten", sagte der einzige deutsche US-Open-Sieger (1989). Nur lege Petzschner, der aktuell Platz 67 in der Weltrangliste belegt, die Schwerpunkte woanders.

Im Doppel aber sind Petzschner/Melzer eine Bank. Fünf Titel haben sie in ihrer noch jungen gemeinsamen Karriere seit Brisbane 2010 gewonnen. Vorher hatte Melzer mit dem Frankfurter Alexander Waske gespielt. "An seiner Seite einen solchen Titel zu holen, ist das Größte", sagte Petzschner. Und Melzer gab das Kompliment umgehend zurück. "Wir sind so eng befreundet, da macht es besonders viel Spaß." Und lukrativ ist es außerdem: 420 000 Dollar Preisgeld können sie sich teilen.

Geschmückt mit ihrer Siegertrophäe verließen sie die Anlage in Flushing Meadows. Draußen wurde es schon langsam wieder hell. Denn auf ihren Einsatz hatten Petzschner und Melzer bis kurz vor der Geisterstunde warten müssen. Warum sie nicht nach Angelique Kerber auf dem Grandstand antreten durften, blieb ein Geheimnis. Stattdessen spielten sie vor nur noch 2500 Fans, die nach dem späten Sieg von Serena Williams gegen Caroline Wozniacki in der Arthur-Ashe-Arena geblieben waren. Den beiden Siegern war's egal. "Uns hat auch niemand gefragt", sagten sie und verabschiedeten sich zum "Dämmerschoppen" an einen geheimen Ort.

Im Herreneinzel kommt es heute zur Neuauflage des letztjährigen Endspiels zwischen dem Spanier Rafael Nadal und dem Serben Novak Djokovic. Nadal setzte sich am Sonnabend mit 6:4, 6:2, 3:6 und 6:2 gegen den Schotten Andy Murray durch, Djokovic bezwang in einem ebenso hochklassigen wie hochdramatischen Semifinale den Schweizer Roger Federer mit 6:7 (7:9), 4:6, 6:2, 6:2, 7:5. Federer, der durch die Niederlage erstmals seit 2002 eine Saison ohne Grand-Slam-Titel abschließt, hatte im fünften Satz bei 5:3 und 40:15 Matchball, als Djokovic einen unerreichbar scheinenden Aufschlag mit einem Return in gefühlter Lichtgeschwindigkeit beantwortete. Djokovic greift nun zum dritten Mal nach seinem ersten US-Open-Triumph.